Deutliches Ja beflügelt Befürworter

von Redaktion

München stimmt für die Olympia-Bewerbung – „Riesige Chance für den Freistaat“

Bedrückte Stimmung am Abend bei den Gegnern. Im Münchner-Kindl-Kostüm: Tobias Ruff (ÖDP). © Markus Götzfried

Es ist angerichtet: OB Dieter Reiter nach Bekanntwerden des Ergebnisses mit der Münchner Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl. © Klaus Haag

München – Der Münchner SPD-Stadtrat und Liedermacher Roland Hefter hatte es wahrscheinlich geahnt: Er arbeite bereits an einer Olympia-Hymne. Fast fertig sei sie, sagte er. „Wir brauchen die Spiele für positive Energie, ich hab‘ das Gefühl, das ganze Land leidet gerade an einer Depression.“ Und tatsächlich: München hat Ja zu einer Bewerbung für Olympische Sommerspiele samt Paralympischer Spiele im Jahr 2036, 2040 oder 2044 gesagt. Kurz nach 19 Uhr sickerten gestern Abend die ersten Ergebnisse durch, rasch zeigte sich, dass die Befürworter uneinholbar vorne lagen. Von Anfang an waren es rund zwei Drittel Ja, nur ein Drittel Nein-Stimmen. Das vorläufige Endergebnis bestätigte nach 21 Uhr die Entwicklungen des Abends. Auffällig: In allen Stadtbezirken lagen die Befürworter vorne, immer mit über 60 Prozent. Das notwendige Quorum von 109 700 Stimmen wurde deutlich überschritten, damit ist der Bürgerentscheid offiziell gültig.

Er hätte nicht mit über 60 Prozent gerechnet, sagte ein sichtlich begeisterter Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). „Da müssen wir keine Konkurrenz fürchten. Ich bin froh, dass die zum Teil an den Haaren herbeigezogenen Argumente der Gegner nicht durchgedrungen sind.“ Ähnlich CSU-Landtagsfraktionschef Klaus Holetschek: „Das ist eine starke Botschaft an die Entscheider“ beim Deutschen Olympischen Sportbund und dem IOC. „Was für ein schönes und ermutigendes Ergebnis“, jubelte SPD-Fraktionschef Holger Grießhammer. Der Fraktionschef der Freien Wähler, Florian Streibl, nannte das Ergebnis eine „riesige Chance für den Freistaat“. Der Chef des Bayerischen Landessportverbandes, Jörg Ammon, sprach von einem „Traumergebnis“.

Ganz anders sehen es die Gegner. „Die Propaganda hat funktioniert“, tönte es am Abend bitter aus den hinteren Reihen in der Wirtschaft, in dem sie das Ergebnis verfolgten. Dass es ein unfairer Kampf war – das sehen hier alle so. Es sei „die ganze Zeit ein Kampf David gegen Goliath“ gewesen, sagte Stefan Jagel von der Linken, „weil die Stadt eine brutale PR-Kampagne aufgefahren hat“. Mit so einer deutlichen Niederlage habe er nicht gerechnet. Olympia-Gegner Ludwig Hartmann von den Grünen sagte: „Wir werden genau beobachten, ob die Versprechen aus der Bewerbung ernst genommen werden.“ Die Grünen waren von Anfang an gespalten – der Münchner Grünen-Stadtrat Florian Roth etwa kam zur Wahlparty der Befürworter demonstrativ mit einem original „Waldi“, dem Maskottchen der Spiele von München 1972.

Der Münchner Olympia-Bürgerentscheid hatte eine Rekordbeteiligung von über 40 Prozent. Ausschlaggebend war dabei die hohe Anzahl der Briefwähler (33,7 Prozent), zum Wahllokal am Sonntag gingen nur rund sechs Prozent. Die Beteiligung insgesamt war damit höher als beim Entscheid über den Bau der Münchner Allianz-Arena 2001 (Wahlbeteiligung: 37,5 Prozent) und über den der 3. Startbahn am Flughafen 2012 (32,7 Prozent). Die hohe Zuspruch zeigt laut OB Dieter Reiter, dass es eine gute Idee war, die Bürger zu befragen. Reiter hofft, das System auch bei den Kommunalwahlen einsetzen zu können. Es liefen gerade Gespräche mit den zuständigen Ministerien dazu. „Wir wollen ja eine hohe Wahlbeteiligung, und da muss ich es den Menschen so einfach machen wie möglich.“ Zudem spare das Geld und Manpower. „Wir würden vermutlich nur noch die Hälfte an Wahllokalen brauchen“, sagte Reiter. SASCHA KAROWSKI, DANIELA POHL, DIRK WALTER

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