Olympia-Bewerbungen – und was daraus wurde

von Redaktion

Schon oft haben sich deutsche Städte ins Spiel gebracht – Dreimal hat es bisher geklappt

Olympische Sommerspiele 1972 in München: Der Einmarsch der damaligen westdeutschen Athleten und Athletinnen. © dpa

Gestern haben die Münchner per Bürgerentscheid darüber abgestimmt, ob sich die Stadt für die Austragung olympischer Sommerspiele bewerben soll. Deutschland und der Traum von Olympia – das ist eine uralte Kombination, denn es gab schon x-fach Bewerbungen, die dann nicht zum Erfolg führten. Hier eine Chronologie:

Sommer 1908: Rom setzt sich bei der IOC-Session 1904 in London gegen Berlin und Mailand durch.

Sommer 1912: Berlin zieht seine Kandidatur zurück. Stockholm bleibt einziger Bewerber.

Sommer 1916: Die für Berlin geplanten Sommerspiele finden wegen des Ersten Weltkriegs nicht statt. Mitbewerber waren Alexandria, Amsterdam, Brüssel, Budapest und Cleveland/USA.

Sommer 1936: Berlin erhält bei der 29. Session des IOC 1931 in Barcelona 43 Stimmen, Barcelona 16. Weitere Bewerber wie Alexandria, Buenos Aires, Rio de Janeiro oder die deutschen Kandidaten Frankfurt/Main, Köln und Nürnberg bekommen keine Stimme.

Winter 1936: Mit der Vergabe der Sommerspiele 1936 nach Berlin war auch ein Vorrecht für die Winterspiele im selben Jahr verbunden. Die Wahl fällt 1933 auf Garmisch-Partenkirchen.

Winter 1940: Die Winterspiele sollen nach 1936 zum zweiten Mal in Garmisch-Partenkirchen stattfinden, werden wegen des Zweiten Weltkriegs aber nicht ausgetragen.

Olympische Reiterspiele 1956: West-Berlin bewirbt sich neben Stockholm, Paris, Los Angeles und Buenos Aires, erhält aber nur zwei Stimmen. Stockholm siegt als Ersatzausrichter für Melbourne, das die regulären Sommerspiele austrägt, aber wegen strenger Quarantänebestimmungen keine Pferdewettbewerbe zulässt, mit 25 Stimmen.

Winter 1960: Die Bewerbung von Garmisch-Partenkirchen scheitert neben jener von St. Moritz im ersten Wahlgang. Die Spiele finden in Squaw Valley im US-Bundesstaat Kalifornien statt.

Sommer 1972: München setzt sich nach einer spontanen Bewerbung am 26. April 1966 in Rom gegen Montreal, Madrid und Detroit durch.

Winter 1992: Berchtesgaden ist chancenlos gegen sechs weitere Bewerber und scheidet bereits im ersten Wahlgang aus. Die Spiele finden verstreut in den französischen Savoyen statt, mit Albertville als offiziellem Gastgeber.

Sommer 2000: Berlin bewirbt sich, scheidet aber als zweite Bewerberstadt nach Istanbul aus. Danach scheitert Manchester. Sydney setzt sich am Ende knapp gegen Peking durch.

Sommer 2012: Leipzig, das sich auf nationaler Ebene gegen Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und Stuttgart durchgesetzt hat, erlebt ein Debakel – die Kandidatur scheitert bereits bei der Vorauswahl der neun Bewerber. London gewinnt die Endauswahl gegen vier Konkurrenten.

Winter 2018: Bei der Wahl des Austragungsortes für 2018 setzt sich das südkoreanische Pyeongchang (63) im Dezember 2011 in Durban/Südafrika im ersten Wahlgang gegen die Konkurrenten München (25) und Annecy (7) durch.

Winter 2022: Die Pläne von München für eine erneute Kandidatur nach der abgelehnten Bewerbung um 2018 (diesmal mit den Partnern Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und Berchtesgaden) scheitern frühzeitig nach vier negativen Bürgerentscheiden.

Sommer 2024: Eine Kandidatur Hamburgs, das sich national gegen Berlin durchgesetzt hatte, scheitert am 29. November 2015 an einem Referendum unter Hamburger Bürgern. Die Bewerbung wird daraufhin zurückgenommen.

Sommer 2032: Die Region Rhein-Ruhr unter Federführung des heutigen IOC-Mitglieds Michael Mronz wirft ihren Hut in den Ring – allerdings ohne Unterstützung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Das IOC entscheidet sich 2021 für das australische Brisbane und die Region Queensland.

Sommer 20XX: München, Berlin, Hamburg und Rhein-Ruhr wollen Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 ausrichten. Die Bundesregierung unterstützt die Pläne, der deutsche Kandidat soll im Herbst 2026 bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bestimmt werden. Vorher stehen in den 16 Bewerberstädten an Rhein und Ruhr (19. April 2026) sowie in Hamburg (31. Mai 2026) ebenfalls Bürgerreferenden an – wie am Sonntag in München. Nur Berlin lässt seine Bürger Stand jetzt nicht abstimmen.MM/SID

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