Sprengung: Nach einer Minute war es vorbei

von Redaktion

Schon Stunden später konnte man sich wieder nähern. Nur die Rümpfe der Kühltürme standen noch. © Christoph Bruder

Innerhalb von 15 Sekunden fiel erst der eine, dann der andere Kühlturm in sich zusammen. © Peter Kneffel/dpa

Geschätzt 30 000 Schaulustige, weit mehr als erwartet, verfolgten die Sprengung vor Ort und ließen sich vom Regen nicht abhalten. © Sven Hoppe/dpa

Gundremmingen – Knapp vier Jahre nach dem Abschalten des Kernkraftwerks Gundremmingen sind die markantesten Bauwerke des stillgelegten Atommeilers Geschichte. Die beiden jeweils 160 Meter hohen Kühltürme sind am Samstag pünktlich um 12.00 Uhr gesprengt worden. Wie geplant detonierten die Sprengladungen an den zwei Türmen im Abstand von etwa 15 Sekunden. Binnen weniger als einer Minute brachen die Kolosse komplett in sich zusammen: Das ergab 56 000 Tonnen Bauschutt.

Nach Polizeiangaben beobachteten rund 30 000 Schaulustige die spektakuläre Zerstörung eines Symbols des Atomzeitalters. Die Behörden hatten auf einer Länge von mehreren Kilometern Straßenabschnitte halbseitig gesperrt, um Parkplätze für die Zuschauerinnen und Zuschauer zu schaffen.

„Es ist Partystimmung“, beschrieb ein Beobachter die Stimmung kurz vor der spektakulären Sprengung. Manche waren mit Campern angereist, etliche Grills wurden in Sichtweite der Türme in Betrieb genommen, eine Band spielte zur Unterhaltung.

Einige Anwohner aus der Umgebung reagierten aber auch wehmütig auf das Verschwinden der markanten Bauwerke. „Mit dem Abriss der Kühltürme geht für uns alle ein Stück Heimat verloren“, sagte Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler (CSU). Die Polizei, die mit zahlreichen Kräften vor Ort war, registrierte keine besonderen Vorkommnisse. Für die Sprengung hatte das Landratsamt Günzburg eine große Sperrzone festgelegt, bereits seit Freitagabend war der Aufenthalt darin verboten. Einige Atomkraft-Befürworter demonstrierten am Rande der Verbotszone für eine Weiternutzung der Kernkraft.

Die Sprengung verlief genau so, wie es die Thüringer Sprenggesellschaft geplant hatte. Die Kühltürme neigten sich leicht zur Seite und fielen dann senkrecht nach unten in sich zusammen. Nach Angaben des Kraftwerksbetreibers RWE waren 1800 Löcher für rund 600 Kilogramm Sprengstoff in die Kühltürme gebohrt worden, um sie „niederzulegen“, wie die Fachleute sagen. RWE und das Spezialunternehmen, das schon mehrfach Kühltürme und Hochhäuser abgerissen hat, benötigten für die Vorbereitung der Sprengung mehr als ein Jahr. Das Kernkraftwerk war Ende 2021 mit der Abschaltung des dritten Blocks C endgültig vom Netz gegangen. Seitdem wird die Atomanlage zurückgebaut. MM/DPA

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