München – Das Bayerische Rote Kreuz steht vor einem Neustart. Am 15. November wird in Deggendorf ein neuer Präsident gewählt. Die amtierende Präsidentin Angelika Schorer hatte wie berichtet vor Kurzem angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. Sie hatte das damit begründet, dass es ihr nicht gelungen sei, im zerstrittenen BRK Brücken zu bauen. Bereits Ende Juni hatte Hans-Michael Weisky (67) seine Kandidatur angekündigt. Eine Weile sah es so aus, als wäre der frühere Chef der oberbayerischen Wasserwacht der einzige Kandidat. Doch dann warf ein Mann den Hut in den Ring, der mit dem BRK eine lange Geschichte hat: der ehemalige Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk.
Der 66-Jährige hatte sein Amt 2022 nicht freiwillig abgegeben. Teile des Präsidiums hatten das Vertrauen in ihn verloren und ihn zum Rücktritt gedrängt. Sein Arbeitsstil sei nicht bei allen Präsidiumsmitgliedern gut angekommen, erklärte er damals den Schritt. Ein Kritikpunkt war seine Art, nicht abgeschlossene Förderprojekte aufzuarbeiten, die in der Zeit vor seiner Amtszeit begonnen wurden. Nun sei er für das Präsidentenamt vorgeschlagen worden, berichtet er. Und unterzeichnete die Einverständniserklärung.
Weisky und Stärk haben beide eine lange BRK-Vergangenheit und kennen sich. „Wir haben oft zusammengearbeitet“, sagt Weisky. Stärk habe ihn über die Kandidatur informiert. Allzu sehr habe ihn Stärks Entscheidung nicht überrascht, sagt Weisky. In seiner Heimat Trostberg (Kreis Traunstein) ist er auch SPD-Stadtrat – und vor allem sei er Demokrat, betont er. Er wäre auch gegen Schorer angetreten, wenn sie noch mal kandidiert hätte. Zwei Kandidaten bedeuten, dass es auf der Landesversammlung zu einer Personaldebatte kommt. Letztlich werden rund 400 Delegierte abstimmen. Stärk müsste sich als langjähriger hauptamtlicher Landesgeschäftsführer vielen unangenehmen Fragen stellen, fürchtet Weisky. „Ich würde ihm wünschen, dass das ausbleibt.“
Offenbar wird es so weit nicht kommen. Wie Leonhard Stärk gegenüber unserer Zeitung sagt, hat er sich entschieden, seine Kandidatur zurückzuziehen. „Ich hätte das Amt des Präsidenten auch in dieser schwierigen Zeit für das BRK gerne übernommen.“ Dennoch ziehe er zurück, um dem Verband einen echten Neuanfang zu ermöglichen. „Mir tut das weh, aber ich werde es akzeptieren müssen.“
Mit Stärks Rückzug ist Weiskys Wahl zum Präsidenten so gut wie sicher. Er habe den Verband hinter sich, heißt es aus BRK-Kreisen. Man traue es ihm mit seiner ruhigen, analytischen Art zu, einen Neustart zu ermöglichen. Das BRK sehne sich nach Ruhe. Viele Mitglieder wünschen sich, dass sich der Verband endlich wieder mehr den wichtigen Themen widmen kann. Dem Fachkräftemangel. Oder der Frage, wie das Ehrenamt attraktiver wird. Nicht nur Weisky stehe für einen Neustart. Mit Robert Augustin hat das BRK seit Kurzem auch einen neuen Landesgeschäftsführer. Er ist bereits der dritte in Schorers vierjähriger Amtszeit. Im März war Elke Frank (Stärks Nachfolgerin) nach gravierenden Vorwürfen abberufen worden. Zuletzt hatte Armin Petermann das Amt auf eigenen Wunsch abgegeben.
Hans-Michael Weisky weiß, dass die Erwartungen an den neuen Präsidenten mindestens so groß sind, wie auch die Verantwortung, die das Amt des rund eine Million Mitglieder großen Verbands mit sich bringt. „Ich möchte vieles transparenter machen, wieder mehr Vertrauen schaffen“, kündigt er an. Denkbar sei etwa ein bayernweites Kommunikationsformat für Delegierte und Präsidium, um die Zusammenarbeit zu verbessern und mehr Raum für Debatten zu ermöglichen. Ein ehrlicher Umgang miteinander sei ihm wichtig, betont er. „Es ist normal, dass es verschiedene Meinungen gibt. Aber es muss uns gelingen, sie besser zusammenzuführen und Kompromisse zu finden.“ KATRIN WOITSCH CARINA ZIMNIOK