Waldrapp-Wilderei

von Redaktion

Extrem seltene Vögel in Italien erschossen

Der Waldrapp ist einer der seltensten Vögel der Welt. © Felix Kästle/dpa

Überlingen – „Es ist eine Schande und einfach wahnsinnig verdrießlich“, sagt Dr. Johannes Fritz zum tragischen Schicksal der Waldrappe Zoppo und Zaz. Die beiden extrem seltenen und vom Aussterben bedrohten Vögel sind in Italien von einem Wilderer abgeschossen worden – gerade mal eine Stunde, nachdem sie die Grenze überquert hatten. Das teilte das Waldrappteam um Direktor Johannes Fritz mit. Da die Zugvögel GPS-Sender tragen, wurde schnell bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Bei einem Tatverdächtigen seien Waffen und andere Beweismittel beschlagnahmt worden. „Die Sender waren abgeschnitten, die Vögel selbst wurden noch nicht gefunden“, so Fritz. Gegen den Wilderer laufen nun mehrere Verfahren wegen Wildtierkriminalität. Es ist nicht das erste Mal, dass Waldrappe abgeschossen werden. Der Grund ist nicht nachvollziehbar: „Es geht einfach ums Töten“, so Fritz.

Die beiden Vögel waren Teil eines EU-geförderten Projektes. Seit Jahren werden Jungvögel mit Leichtflugzeugen von Brutgebieten nördlich der Alpen zu den Überwinterungsgebieten in Italien und Spanien geleitet, um ihnen die Zugrouten zu lehren. Zoppo wurde 2017 per Leichtflugzeug von Überlingen aus über die Alpen in die Toskana geführt– sein menschlicher Reisebegleiter war Johannes Fritz. Und der war mächtig froh und stolz, als Zoppo 2020 als erster geschlechtsreifer Waldrapp seit über 400 Jahren selbstständig in die Bodenseeregion zurückkehrte und die neue Kolonie mitbegründete. Seit 2021 hat Zoppo jedes Jahr gebrütet. „Er war ein Prachtvogel und gerade mal im besten Alter“, bedauert Fritz. Waldrappe können bis zu 30 Jahre alt werden.

Zaz, im Mai 2025 in Überlingen geschlüpft, folgte dem erfahrenen Zoppo nun auf ihrer ersten Reise in den Süden. Die Vögel verließen im Oktober ihren Brutplatz und versuchten mehrfach, die Alpen in der Schweiz zu überqueren. Am 16. Oktober gelang ihnen der Flug über den Alpenhauptkamm auf fast 3000 Metern Höhe. Kurz darauf landeten sie auf einer Wiese in Dubino, wo sie erschossen wurden. „Diese brutale Tat hat dem Projekt nicht nur einen wichtigen Gründungsvogel geraubt, sondern die große internationale Gemeinschaft erschüttert, die Zoppos Weg seit Jahren verfolgt hat“, erklärte Roberta Peroni, Anti-Wilderei-Kampagnenmanagerin des Waldrappteams. Rund ein Drittel der Verluste in Italien sei auf Wilderei zurückzuführen.SUS

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