Unschuldig in U-Haft

von Redaktion

Software-Entwickler will halbe Million Euro vom Freistaat

München – Vier Monate hatte ein Mann aus der Nähe von Augsburg unschuldig in Untersuchungshaft verbracht – das könnte für den Freistaat Bayern jetzt teuer werden: Der Software-Entwickler klagt vor dem Oberlandesgericht München auf Schadensersatz in Höhe von mehr als einer halben Million Euro. Zu Beginn des Prozesses schlug Richterin Brigitte Schroeder vor, dass er sich mit einer geringeren Summe zufriedengeben solle.

Das war passiert: Der Mann, ein passionierter Jäger, wollte 2017 nach Brasilien auswandern. Zuvor wollte er seine legalen Waffen an private Abnehmer verkaufen. Bei einer Übergabe nahe Augsburg bedrohte ihn ein 19-Jähriger mit einer Armbrust – dagegen wehrte er sich und schoss seinem Gegenüber in den Kopf. Der Mann überlebte schwer verletzt.

Der Waffenverkäufer wurde wegen gefährlicher und schwerer Körperverletzung vor dem Landgericht Augsburg angeklagt. Von Anfang August bis Ende November 2017 saß er in U-Haft. Ein weiteres Jahr blieb er auf Kaution frei, durfte jedoch nicht ausreisen – fatal für den Entwickler. Denn dadurch gingen ihm zumindest zeitweise wertvolle Aufträge verloren. Der Schaden bei Gewinnen und Lizenzgebühren liegt laut seinem Anwalt Jürgen Contzen bei mehr als einer halben Million Euro.

Erst im Mai 2019 sprach ihn das Gericht wegen Notwehr frei. Seit mittlerweile sechs Jahren schwelt der Streit ums Geld. In erster Instanz sprach das Münchner Landgericht dem Kläger 15 000 Euro zu. Dagegen legte er Berufung ein. Richterin Schroeder schlug ihm jetzt einen Vergleich vor – eine Zahlung von knapp 180 000 Euro. Das Angebot müssen beide Seiten jetzt prüfen.TOS

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