S-Bahn-Stillstand im Advent

von Redaktion

Erneut Stammstrecken-Sperrungen an den nächsten Wochenenden

Besucher des Christkindlmarkts am Münchner Marienplatz müssen ihre Bahnreise gut planen. © SIGI JANTZ

Bauarbeiten auf der Stammstrecke: Ab morgen geht es munter weiter mit den Sperrungen. © Robert Haas/pa

München – Die Bahn baut – und die Fahrgäste leiden. Die kommenden Wochen werden ganz hart für S-Bahn-Pendler. Schon ab Freitag ist die Stammstrecke die Herbstferien über großteils lahmgelegt. Und auch danach geht es munter weiter mit den Sperrungen – auch an den ersten beiden Advents-Wochenenden, was die Betreiber von Christkindlmärkten nicht gerade erfreut. Da nutzt es auch nichts, wenn der S-Bahn-Sprecher betont, dass die Sperrung an den Adventssamstagen erst um 21.45 Uhr beginnt – noch Zeit genug für den Weihnachtseinkauf. Aber der Reihe nach:

Ab morgigen Freitag (31. Oktober) geht es um 22.20 Uhr los: Die Bahn sperrt den Abschnitt zwischen Pasing und Donnersbergerbrücke. Grund ist der Einbau mehrerer Weichen und Signale, die künftig mehr Fahrten zwischen Pasing und Heimeranplatz ermöglichen sollen – gerade auch bei Störungen. Die Bauarbeiten dauern bis Montagfrüh (10. November). Jede Linie fährt ein bisschen anders, die S1 beispielsweise nur zwischen Freising/Flughafen und Moosach, wo man in die U3 umsteigen kann, die S2 im Halbstundentakt zwischen Petershausen und Hauptbahnhof (ohne Halt ab Obermenzing). Und so weiter – am besten konsultiert man die einschlägigen Fahrplan-Apps.

Auch am Wochenende nach den Herbstferien gibt es Einschränkungen – und zwar ab Samstag (15. November), 4 Uhr bis Montagfrüh (17. November). Nur die S6 fährt dann durch die gesamte Stammstrecke, die S2 aus Westen kommend immerhin bis Isartor. Für alle anderen Linien heißt es (wenn man in die Innenstadt will): bitte umsteigen!

Besonders ärgerlich sind die Sperrungen an den darauffolgenden ersten und zweiten Adventswochenenden. Auch dann fahren nur die S6 und eingeschränkt die S2 durch den Tunnel. Grund sind Gleisarbeiten, Kabelverlegungen und die Suche nach etwaigen Weltkriegs-Bomben auf der Wegstrecke der späteren 2. Stammstrecke.

Eduard Diem ist grantig. Er betreibt zusammen mit seiner Frau Elena ein Standl am Alten Peter, wo sie Südtiroler Holzschnitzereien anbieten. Am Sonntag kommen gewöhnlich viele Auswärtige in die Innenstadt. „Ein optimales Timing der Deutschen Bahn zur Weihnachtszeit“, sagt Diem süffisant. Heinrich und Liselotte Haas haben direkt am Marienplatz ein Glühwein-Standl. „Ganz schlecht, dass die Bahn am Sonntag so gut wie keine Kunden bringt“, kritisiert er. „Der Sonntag ist ein ganz wichtiger Tag, wichtiger als ein Wochentag. Da ist die Stadt bis 20, 21 Uhr voll.“

Und wie sehr schäumen die Innenstadtwirte? Georg Lemke, Sprecher des Vorstands der Innenstadtwirte: „Wir sind alles andere als glücklich darüber. Viele gehen an den Adventsonntagen gerne in ein gemütliches Wirtshaus oder Café.“ Lemke spricht von einem „Dauerzustand“ in den vergangenen Wochen und Monaten. „Wir haben kein Verständnis mehr dafür!“ Das Tollwood trifft es nicht ganz so hart, weil die U4/U5 ja bis zur Theresienwiese fährt. Aber viele Kunden, die nicht im U-Bahngebiet wohnen, müssen ja erst einmal dorthin kommen.

Eine positive Stimme gibt es allerdings. Wolfgang Fischer von CityPartner lobt die Bahn, dass sie diesmal noch Kundschaft am Samstag in die Stadt und wieder heimbringt. Es gab ja schon viele Komplett-Sperrungen zwischen Pasing und Ostbahnhof mit Schienenersatzverkehr. „Offenbar hat die Bahn gelernt.“ Es sei „zwar besser, nur Sonntag statt beide Tage zu sperren“, sagt auch Edmund Lauterbach von Pro Bahn. Aber: „Bei Sperrbeginn samstags 21:45 Uhr werden bestimmt einige Leute mit der S-Bahn reinfahren, und sich abends wundern, dass sie nicht ohne weiteres heimkommen. Das ist alles keine schöne Perspektive.“

Übrigens: Im vergangenen Jahr gab es die Sperrungen an allen vier Advents-Wochenenden. Es geht also noch schlimmer …D. WALTER/M. BIEBER

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