Der Filmemacher Florian Schiekofer. © Wittenzellner
Mehr als zwei Jahre vergingen von der ersten Idee bis zur Premiere – eine intensive Phase voller Recherchen, Dreharbeiten, Schnitt, Animation und Vertonung. Hinzu kamen unzählige Stunden im Archiv und bei Gesprächen mit Zeitzeugen. Das Ergebnis: Die Dokumentation „4471 Tage – Ingolstadt im Dritten Reich“ wird seit ihrer Veröffentlichung im Sommer gefeiert. Die Vorführungen in lokalen Kinos waren oft ausverkauft. Inzwischen ist der Film kostenfrei auf YouTube verfügbar.
„Ich wollte etwas schaffen, das es so in Ingolstadt noch nicht gab – ein Filmprojekt, das Stadtgeschichte nicht nur dokumentiert, sondern erlebbar macht“, erklärt der 36-jährige Filmemacher. „Als Schüler fand der Zweite Weltkrieg für mich immer in Russland oder Frankreich statt – weit weg. Was direkt vor der Haustür geschah, wurde uns nicht beigebracht“, so Schiekofer. Dass er und die Produktionsfirma mit der 140-minütigen Serie keine Gewinne erzielen würden, war ihnen von Anfang an klar. Dennoch setzte er das Projekt in Eigenregie um – mit hohem persönlichem und finanziellem Einsatz. Das Resultat überzeugt: Der Film braucht den Vergleich mit Produktionen großer TV-Sender nicht zu scheuen.
„4471 Tage“ behandelt in sechs Episoden den Nationalsozialismus in Ingolstadt – von der Machtübernahme der NSDAP über die Rolle der Stadtgesellschaft und die Verfolgung von Minderheiten bis zur Nachkriegszeit. Einer der Sprecher ist der Schauspieler und ehemalige „Haindling“-Bassist Heinz-Josef Braun, der das Projekt auch durch ein stark reduziertes Honorar förderte. Bereits als Teenager drehte Schiekofer Dokumentationen über Kriegsgräberstätten in Europa. Auch ohne Geschichtsstudium hat er sich so einen Namen in der regionalen Forschung gemacht. Der renommierte Historiker Thomas Schlemmer vom Münchner Institut für Zeitgeschichte bezeichnete das Werk als „beispielhaft“.MARKUS WITTENZELLNER