Förderverein sieht Bairisch-Krise beim BR

von Redaktion

Beliebte Sendungen wie der „Komödienstadel“ abgesetzt – Sender verteidigt seine Neuausrichtung

Bleibt im Programm: Alte Folgen des Komödienstadels., hier mit Toni Berger. © pa

München – Wie steht‘s um unsere bayerische Identität und den Dialekt in all seinen regionalen Ausprägungen? Wenn es nach dem Förderverein Bairische Sprache und Dialekte (FBSD) geht: schlecht. Zumindest im Bayerischen Fernsehen und Hörfunk. Formate wie der Komödienstadel oder die Volksmusiksendung „Musi und Gsang im Wirtshaus“ wurden abgesetzt bzw. werden nur noch in Wiederholungen gesendet. Das hat der Verein nun in einem offenen Brief an die BR-Intendantin Katja Wildermuth angeprangert.

„Mit Sorge“ verfolge der FBSD die Entwicklungen um die Einsparungen im BR: „Der strategischen Neuausrichtung, die darauf abzielt, das digitale Angebot zu stärken und jüngere Zielgruppen anzusprechen, fallen traditionelle Formate, wie vom Bayerischen Trachtenverband zu Recht angemahnt, zum Opfer“, heißt es in dem Brief, unterzeichnet vom Vereinsvorsitzenden Heinz Schober-Hunklinger.

Dabei müsse es der „ureigenste Auftrag“ des BR sein, „bayerische Identität in allen Facetten abzubilden“. Identität entstehe aus Sprache. Ziel solle der aktive Erhalt der sprachlichen Vielfalt in Bayern sein – nicht nur fürs Altbairische, sondern auch die alemannischen und fränkischen Idiome, und zwar „gesungen, gelesen oder gesprochen“.

Der FBSD kritisiert konkret: Neben traditioneller Volksmusik sollten auch moderne Musik-, Kabarett- und Theaterformate in den verschiedenen Sprachen Bayerns gleichberechtigt gesendet werden. Auch für den BR sollte gelten, was in den meisten EU-Ländern gesetzliche Vorgabe und natürliche Selbstverpflichtung sei: „Ungefähr ein Drittel der Musiktitel müssen in der Landessprache sein!“

Corbinian Lippl, Leiter der BR-Redaktion Heimat, antwortet auf den Brief des FBSD – und verteidigt die Neuausrichtung des BR: „ Der Bayerische Rundfunk ist und bleibt die Adresse Nr. 1 für Volksmusik, bayerisches Brauchtum und auch bairische Sprache.“ Kein anderer Sender biete hierzu so viel. Trotzdem müsse man sparen und auf aktuelle Herausforderungen eingehen. „Das Nutzungsverhalten ändert sich, gerade jüngere Menschen sind überwiegend auf Streamingplattformen oder in Social Media unterwegs. Dem müssen und wollen wir Rechnung tragen.“ Erfolgreiche TV-Formate wie die „Brettl-Spitzen“ würden sogar ausgebaut, Sonntagabend gebe es noch „Zsammg‘spuit“ oder die „Wirtshausmusikanten beim Hirzinger“ zu sehen. Auch würden alte Komödienstadel-Folgen immer wieder ausgestrahlt. Gleichzeitig setze der BR verstärkt auf digitale Formate wie den YouTube-Kanal von BR-Heimat. Corbinian Lippl: „Neue Formate für die ARD Mediathek, YouTube und Instagram sind derzeit in der Entwicklung, die 2026 an den Start gehen – ein digitales Angebot für ein jüngeres Publikum mit den Schwerpunkten Volksmusik und bayrisches Lebensgefühl.“AST

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