Durchsuchung im Rathaus: Sekretärin bespitzelt?

von Redaktion

Laut Medienbericht ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Reichlinger CSU-Bürgermeister

Reichling – Am Freitag hat die Polizei mehrere Diensträume des Reichlinger Rathauses im Kreis Landsberg durchsucht. Die Beamten waren auf der Suche nach Beweismitteln für ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Der Verdacht: die Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes. Die Ermittlungen richten sich laut Strafverfolgungsbehörde gegen einen 36-jährigen Mann, dessen Privaträume ebenfalls untersucht wurden.

Wie die „Bild“ nun berichtet, richten sich die Vorwürfe gegen Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger (CSU). Demnach soll dessen Sekretärin, die selbst bis vor einigen Jahren noch im Gemeinderat saß, eine Mini-Kamera in ihrem Büro entdeckt und die Polizei eingeschaltet haben. Laut „Bild“ konnten IT-Forensiker offenbar eine technische Verbindung zwischen Kamera und dem Handy des Bürgermeisters feststellen.

Die Augsburger Staatsanwaltschaft teilt dazu mit: „Es konnten elektronische Geräte und Datenträger sichergestellt werden, die nun kriminaltechnisch ausgewertet werden. Die Ermittlungen dauern an.“ Hintersberger selbst lässt über seinen Anwalt mitteilen, dass er sich zur aktuellen Berichterstattung nicht äußere. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Hintersberger im Jahr 2020 war die Gemeinde Reichling immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Im Juli 2022 traten nach zwei Jahren Amtszeit gleich drei Gemeinderäte auf einmal zurück – darunter auch die langjährige Rathaus-Sekretärin. Die Begründung zweier Räte: Sie könnten die Entwicklung der Gemeinde „so nicht mehr weiter verantworten“, wichtige Aufgaben würden vom Bürgermeister „nicht zeitnah wahrgenommen.“

Ende 2023 forderte eine Gruppierung von rund 30 Reichlinger Bürgern mit einer Unterschriftenaktion den Rücktritt des Bürgermeisters. Die Gruppe, der auch einige Gemeinderäte angehörten, sammelten dafür in einer spontanen Aktion an den Haustüren 586 Unterschriften gegen den Gemeindechef (die Gemeinde hat rund 1350 Wahlberechtigte). Eine Aktion, die Hintersberger als „niederträchtig“ bezeichnete.

Schlagzeilen machte auch die Probe-Erdgasbohrung, die kürzlich in Reichling stattfand. Im Vorfeld einer Großdemo bezeichnete Hintersberger die angekündigten Protestler als „Terroristen“ – was ihm später vom Verwaltungsgericht untersagt wurde.

Vor einigen Wochen hatte Johannes Hintersberger erklärt, er wolle sich wieder als Bürgermeister zur Wahl stellen. Momentan ist er krank. Die Vertretung hat sein Stellvertreter übernommen.MS/THI/DG

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