Ein Fahrlehrer mit viel Humor

von Redaktion

Der Erdinger Christoph Flittner bereitet jährlich 600 Schüler auf den Führerschein vor

In seinem Fahrschulauto darf gelacht werden: Christoph Flittner mit einer Fahrschülerin.

In der ersten Theoriestunde gibt es eine Schultüte, und manchmal fallen auch Lutscher von der Decke. Christoph Flittners Fahrschüler sollen mit Spaß bei der Sache sein. „So bleibt das Erlernte besser im Gedächtnis“, sagt der 41-Jährige, der seit fast 20 Jahren drei Fahrschulen im Kreis Erding betreibt. Was er als professioneller Beifahrer alles erlebt, hat er in seinem Buch „Besoffen mit Fahrrad ist okay, oder?“ aufgeschrieben.

Haben Sie den Führerschein auf Anhieb bestanden?

Ja, aber nur knapp. In der Theorieprüfung hatte ich tatsächlich null Fehler. In der Praxis bin ich auch ganz gut gefahren. Aber dann habe ich eine 30er-Zone übersehen. Ich war schon am Beschleunigen, aber mein Fahrlehrer war so lieb und hat ganz minimal von unten mit dem Fuß gegen sein Gaspedal gedrückt. Ich habe das gespürt und bin dann eben nur 30 gefahren. Normalerweise piept es, wenn der Fahrlehrer das Pedal berührt – dann ist man durchgefallen. Aber es gibt da einen ganz minimalen Spielraum, und den kannte mein Lehrer.

Sie begrüßen Ihre Schützlinge in der ersten Theoriestunde mit einer Schultüte. Was ist da drin?

Werbegeschenke von unserer Fahrschule. Zum Beispiel ein Kugelschreiber, an dem man eine kleine Fahne ausrollen kann. Die lässt sich auf der Rückseite gut als Spicker beschriften, das finden die Schüler schon mal sympathisch. Und natürlich sind auch Süßigkeiten drin, wie es sich für eine Schultüte gehört.

Ihr Konzept scheint aufzugehen: 14 Theoriestunden sind momentan Pflicht, eine Ihrer Schülerinnen war freiwillig 78 Mal da.

Unser Ziel ist es, dass die Fahrschüler etwas lernen, ohne es zu merken. Bei uns gibt es Snacks, Getränke, Kaffee. Wir haben bequeme Stühle, und die Theoriestunde gleicht einer Saturday-Late-Night-Show. Wir haben verschiedene bunte Lichter, die benutzt werden, um Schüler anzustrahlen, anstatt sie aufzurufen. Und wir haben Lutscher, die als Belohnung von der Decke fallen, wenn eine richtige Antwort gegeben wird. Wir machen auch manchmal so ein bisschen „Wer wird Millionär?“-Musik zu einer Frage. Die Fahrschüler werden einfach gut unterhalten und bekommen die Verkehrsregeln auf spielerische Art und Weise vermittelt. Was man mit Spaß lernt, behält man für immer.

Das Showtalent liegt Ihnen im Blut. Sie haben als Jugendlicher Radio gemacht und nach Ihrer Ausbildung zum IT-Experten bei einem Regionalsender gearbeitet. Wie kamen Sie zu drei Fahrschulen?

Meine Oma wollte immer, dass ich etwas Handfestes mache. Es war immer ihre große Sorge, dass ich auf der Straße lande – also im übertragenen Sinne. Dann habe ich den Lkw-Führerschein gemacht, um im Betrieb meiner Oma ein bisschen mitzuarbeiten. Meinem Fahrlehrer habe ich erzählt, dass ich noch nicht so richtig weiß, wo die Reise hingehen soll. Da hat er gesagt: „Du bist doch ein lustiges Kerlchen, werde doch Fahrlehrer.“

Wird im Fahrschulwagen Radio gehört?

Bei den Guten läuft Musik. Bei den Schülern, die etwas mehr Konzentration brauchen, versuche ich, äußere Einflüsse zu minimieren. Die Schüler dürfen auch eigene Musik mitbringen. Nur bei Heavy-Metal streike ich – da werde ich beim Fahren nervös.

Rund 3500 Euro kostet der Führerschein. Ist er nicht nur teurer, sondern auch schwieriger geworden?

Es ist ein anderes Level als vor 20 Jahren. Unter anderem wurde die Prüfungsfahrt von 45 Minuten auf 60 Minuten verlängert. Und auf einer längeren Strecke kann man natürlich auch mehr Fehler machen. Wer heute die Führerscheinprüfung besteht, kann wirklich stolz auf sich sein.

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