Das ungenutzte Juwel vom Königssee

von Redaktion

Die Villa Beust wurde vor drei Jahren von Berlinern gekauft – keiner kennt deren Pläne

Eine Villa in bester Lage: In Schönau weiß niemand, was die Investoren planen. © kp (2)

Schönau – Es ist einer der begehrtesten Orte im ganzen Berchtesgadener Land. Hoch über der Seelände, auf einem Felsvorsprung direkt am Königssee, thront die historische Villa Beust. Der Schriftzug erinnert noch an das einstige Café Malerwinkel, das vielen noch wegen der Aussicht im Gedächtnis ist. Tag für Tag ziehen hunderte Seebesucher auf dem Malerwinkel-Rundweg daran vorbei. Die einzige Villa direkt am See liegt still und ungenutzt.

Vor rund drei Jahren hatte die Berliner Team Global Management GmbH den denkmalgeschützten Bau gekauft. Hinter der Gesellschaft steht der Unternehmer und Risikokapitalgeber Lukasz Gadowski, der an Gründungen wie studiVZ, Mister Spex oder Delivery Hero beteiligt war. Damals hieß es, man wolle die Villa künftig selbst nutzen und betreiben, man arbeite an einem Konzept und werde Rückmeldung geben, sobald konkrete Pläne vorliegen.

„Für den Königssee wäre es sehr wichtig, dass sich am ehemaligen Café Malerwinkel etwas tut“, sagt der Schönauer Bürgermeister Hannes Rasp. Das Haus liegt an einem zentralen Punkt direkt am See. „Aus touristischer Sicht wäre es ein Gewinn, wenn dort wieder Leben einkehrt.“ Konkrete Anhaltspunkte, wie es weitergehen soll, hat die Gemeinde nicht. „Wir stehen nicht in Verbindung mit der Berliner Firma“, gesteht Rasp. Auch journalistische Nachfragen zu den Planungen laufen ins Leere. E-Mails bleiben unbeantwortet, eine Telefonnummer gibt das Unternehmen auf seiner Homepage nicht an.

Damit bleibt der Eindruck eines prominenten Leerstands an einem der meistbesuchten Orte des Berchtesgadener Lands. Die Villa wurde 1869 für den sächsischen Minister Friedrich Ferdinand von Beust erbaut. Das Landesamt für Denkmalpflege bezeichnet das Gebäude als wichtigen Bestandteil des Ensembles Schiffslände Königssee. Das umfasst den bebauten Bereich am Nordende des Sees mit Hotels, Schiffshütten, der Schiffmeisterkapelle und den historischen Gaststätten. Die Villa thront etwas abgesetzt oberhalb der Anlegestelle. In der Nachkriegszeit entstand hier das Café Malerwinkel, das 1949 eröffnet wurde. Es galt über Jahrzehnte als Ausflugsziel mit besonderem Blick auf den Königssee und das umliegende Bergmassiv. Auf der Terrasse konnten Gäste Kaffee und Kuchen genießen, während unten die Elektroboote ablegten. Vor einigen Jahren wurde der Betrieb eingestellt, seither ist das Haus geschlossen.

Was aus dem Gebäude werden könnte, war schon beim Verkauf offen. Café, kleines Hotel, exklusive Wohnungen – viele Ideen standen im Raum. Die Villa steht unter Denkmalschutz und liegt in einem sensiblen touristischen Umfeld am Eingang zum Nationalpark. Jede künftige Nutzung müsste mit Denkmalschutzbehörde, Gemeinde und Nationalpark abgestimmt werden. Die Käufer hatten damals betont, man kenne die Bedeutung des Standorts. Zugleich war angeklungen, dass man wisse, wie skeptisch viele Einheimische auf Investoren von außen blickten. Versprochen wurde, ein „bestmögliches Konzept“ für den Ort zu entwickeln. Drei Jahre später ist davon vor Ort nichts zu sehen.

Für Bürgermeister Rasp ist das kein dramatischer, aber zumindest ein unbefriedigender Zustand. Ein leer stehendes Haus in dieser Lage passe weder zum Bild des Königssees noch zu den Erwartungen der Gäste. „Es wäre zumindest wichtig, einen neuen Sachstand zu bekommen“, sagt er. KILIAN PFEIFFER

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