München – Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hat gestern Abend in München zum 87. Jahrestag der Opfer der Pogromnacht vom 9. November 1938 gedacht. „Bis heute ist mir dieser Tag in allen Details präsent. Das klirrende Glas. Der Brandgeruch. Das allgegenwärtige Geschrei“, sagte Knobloch, die damals sechs Jahre alt war, laut Redemanuskript. „Um das Ausmaß des Geschehens wirklich zu begreifen, war ich noch zu jung. Aber ich verstand sehr genau: Jüdisch sein bedeutete, schutzlos zu sein.“ Und auch heute greife Hass in der Gesellschaft um sich. Die jüdische Gemeinschaft bekomme das mit besonderer Härte zu spüren. Knobloch verband das Gedenken deshalb mit einem Appell, gemeinsam gegen Judenhass von rechts wie von links einzustehen. Aus der Geschichte erwachse die Verantwortung, es anders und besser zu machen als die Menschen vor fast einem Jahrhundert, mahnte sie. Man dürfe nicht einfach darauf vertrauen, dass „der Spuk“ vorübergehe oder tatenlos zusehen, wenn Rechtsstaat und Menschenrechte peu à peu zurückgedrängt würden. Dieser Auftrag sei die „Aufgabe unserer Zeit“. Positiv stimme sie aber, „dass die junge Generation sich heute so tatkräftig einsetzt.“ Das mache Mut. „Und genau das brauchen wir in diesen herausfordernden Zeiten.“