Allzeit-Hoch beim Bahnfahren

von Redaktion

Deutschlandticket wirkt – Fahrgastverband kritisiert S-Bahn-Sperrungen

Trotz Verspätungen und Zugausfällen nimmt die Zahl der gefahrenen Personenkilometer zu. © Lukas Barth/dpa

München – Trotz unzähliger Verspätungen und Ausfälle ist Bahnfahren in Bayern so populär wie nie. Fahrgäste legten im Nah- und Regionalverkehr im vergangenen Jahr 16 Prozent mehr Kilometer zurück als noch 2023. Bundesweit gibt es ähnliche Zuwächse. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) ist über den Trend erstaunt: „Wir sind von der Wucht der Fahrgastnachfrage durchaus etwas überrascht“, gibt BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs zu. Denn die Qualität habe ja unter der maroden Infrastruktur und der vielen Baustellen gelitten.

Das bayerische Verkehrsministerium hat die Summe aller Wegstrecken gezählt, die die Fahrgäste 2024 im Schienenpersonen-Nahverkehr zurücklegten. Demnach stieg die Zahl dieser sogenannten Personenkilometer von 10,33 Milliarden auf 11,96 Milliarden – ein Zuwachs von 16 Prozent. Darin enthalten sind die Zahlen für die Münchner S-Bahn, wo die Zahl der Personenkilometer von 2,42 auf 2,52 Milliarden wuchs. Das ist immerhin ein Plus von 4,4 Prozent – und das, obwohl die Pünktlichkeit der S-Bahn auf ein Rekordtief abgesunken war. Auch die Nürnberger S-Bahn verbuchte steigende Zahlen: von 501 auf 514 Millionen Personenkilometer (plus 2,6 Prozent).

Ein wichtiger Grund für den Zuwachs ist das Deutschlandticket, stellte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) fest. BEG-Chefin Bärbel Fuchs ergänzt: „Weil dieses auch nach der anstehenden Erhöhung (von 58 auf 63 Euro ab 2026) immer noch attraktive Tarifangebot nun länger gesichert ist, gehe ich von einem nachhaltigen Effekt aus.“

Bemerkenswert ist laut Bernreiter, dass der Zuwachs auf dem Land abseits der Großstädte sogar noch größer war, insgesamt plus 20 Prozent. Zwischen Bayrischzell und Schliersee etwa wurden 24 Prozent mehr Personenkilometer gezählt, zwischen Würzburg und Schweinfurt 23 Prozent und zwischen Coburg und Bamberg – bedingt durch neue Züge des Franken-Thüringen-Expresses – sogar 112 Prozent.

Ungeachtet des positiven Trends weist Pro Bahn auf aktuelle Missstände hin und rechnet mit dem Ersatzverkehrskonzept während der zurückliegenden einwöchigen Stammstrecken-Sperrung ab. „Solche katastrophalen Zustände dürfen sich nicht wiederholen“, resümierte Norbert Moy, der den Bezirk Oberbayern des Fahrgastverbands leitet.

Künftig müssten von Beginn an Pendelzüge zwischen Pasing und Hauptbahnhof eingesetzt und auch ICE für diese Strecke freigegeben werden. Außerdem fordert Pro Bahn, Regionalzüge bei Stammstreckensperrungen zu verstärken. Der Grund: Ein Ersatzkonzept, das vor allem auf Busse abziele, sei verkehrt. Busse hätten weder die nötige Kapazität noch eine konkurrenzfähige Fahrzeit.DIRK WALTER

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