„Der Bahndamm ist wie ein Wackelpudding“

von Redaktion

Prozess zum Zugunglück Burgrain

München – Im Prozess zum Bahnunglück von Garmisch-Partenkirchen vom Juni 2022 sind nun erstmals auch die Mängel am gesamten Bahndamm zur Sprache gekommen. Das Münchner Landgericht vernahm als Zeugen den damaligen Hauptsachbearbeiter der Kripo Weilheim. Thomas B. berichtete über die sehr umfangreichen Ermittlungen der Polizei, die gleich nach dem Unglück die gesamte Bahnstrecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und der Unglücksstelle abging und per Video dokumentierte. Schon dabei seien zahlreiche offenbar schadhafte Bahnschwellen festgestellt worden. Nach Anweisung eines Gutachters wurden schließlich 125 der Schwellen sichergestellt und in einem Lager der Bahn in Weiden archiviert. Risse in Bahnschwellen sollen nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft die Hauptursache des Zugunglücks mit fünf Toten und 76 Verletzten gewesen sein. Jedoch bemerkten die Beamten damals auch Auffälligkeiten am Oberbau. So war die Schotterung mit 70 Zentimetern viel höher als normal. Es gab den Verdacht, dass „das ganze Grundgerüst nicht mehr funktionieren konnte“, sagte der Polizist. Für die Unglücksstelle gab die Polizei auch ein Gutachten in Auftrag. Unter anderem mit Rammkernbohrungen und 60 Bodenproben wurde der fünf Meter hohe Bahndamm untersucht. „Der Bahndamm ist teilweise wie ein Wackelpudding“, gab der Polizist eine Kernaussage des Gutachtens wider. Genau das hält der Bahnkritiker Dieter Doege für die tiefere Ursache des Unglücks. Auch die Richtlinien der Bahn zur Standhaftigkeit von Bahnschwellen nahm die Polizei unter die Lupe. Dafür fuhr B. sogar nach Frankfurt und vernahm den Autor, der 2015 eine Richtlinie entschärft hatte. So gab es statt fünf nur noch drei Stufen für festgestellte Schäden. Auch wurde die zulässige Breite von Rissen in Bahnschwellen erweitert. Ihm leuchte das bis heute nicht ein, sagte der Polizist, es sei „nicht schlüssig“.

Als zweiter Zeuge wurde ein Polizist vernommen, der nach dem Unglück insgesamt 83 Lokführer vernommen hatte. Sie waren in dem guten Monat vom 1. Mai bis 3. Juni 2022 über die Unfallstelle gefahren. Gut ein Drittel gab an, der Zustand des Werdenfels-Netzes sei von ihnen als „marode bis katastrophal“ eingeschätzt worden. Der Prozess dauert an. DIRK WALTER

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