Mit Tränen in den Augen kam die Angeklagte in den Verhandlungssaal in Passau. © Armin Weigel/dpa
Grafenau – Es war eine Bluttat, die für große Betroffenheit im Bayerischen Wald sorgte. In Grafenau soll ein junger Mann getötet worden sein – von seiner Verlobten. Ausgerechnet in der Nacht nach dem Heiratsantrag soll die Frau den 24-jährigen Julian L. erstochen haben. Seit gestern muss sich die 26-Jährige wegen Totschlags vor dem Passauer Schwurgericht verantworten.
Mit Tränen in den Augen kam die junge Mutter ins Landgericht. Am 1. Juni 2025 war sie festgenommen worden, nachdem für ihren nackt am Boden liegenden Partner jede Hilfe zu spät kam. „Er hatte eine Einstichwunde“, erinnerte sich ihr Nachbar gestern als Zeuge. Laut Staatsanwalt kam das Pärchen gegen 2.30 Uhr von einer Hochzeit aus Hengersberg zurück und geriet aneinander. „Im Zuge des Streits nahm sie ein Messer mit acht Zentimeter langer Klinge an sich und führte ohne rechtfertigenden Grund mit nicht unerheblicher Wucht eine Stichbewegung gegen die Brustpartie des Geschädigten aus.“ Dabei traf sie das Herz.
Den Stich räumte die Angeklagte über ihren Verteidiger ein. Doch sie stellte sich als Opfer und ihre Tat als Notwehr dar: „Herr L. hatte zwei Seiten, einerseits war er ein liebevoller Mensch, andererseits war er streitsüchtig und gewalttätig ihr gegenüber“, sagte ihr Anwalt. Trotz Überlegungen zur Trennung habe sich Julian L. auf der Hochzeitsfeier am 31. Mai vor sie hingekniet und sie gefragt, ob sie ihn heiraten wolle. Sie sagte Ja.
Zur Tatzeit seien beide stark betrunken gewesen, es kam zu einem Gerangel. Der Verteidiger: „Nach kurzer Zeit stand er nackt vor ihr, ihr war klar, dass er nun Geschlechtsverkehr haben wolle. Sie sagte, dass er sie in Ruhe lassen solle. Er wurde aggressiv und beschimpfte sie.“ Als er sie zur Couch zog, habe sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als zu einem Messer zu greifen. Der Prozess dauert an.