Ein gefahrloser Adventsbummel ist das Ziel. Aber zu welchem Preis? © F. Hoermann/pa
Die Gemeinde Murnau will am Rand der Fußgängerzone mehr Poller aufstellen. © A. Mayr
Barrieren, wie hier 2024 am Münchner Rathaus, sollen die Besucher schützen. Kommunen klagen über die Kosten-Explosion bei der Terror-Abwehr. © D. Kerlekin/pa
München – Weihnachtsmärkte stehen für heißen Glühwein und Bratwurstsemmeln – und mittlerweile auch für wenig romantische Wände zum Schutz vor Anschlägen. Denn die Anforderungen an Sicherheitskonzepte werden höher. Zu groß ist die Sorge, dass sich Attentate wie 2024 in Magdeburg wiederholen. Damals wurden sechs Menschen getötet, mehr als 300 verletzt. Seit Montag läuft der Prozess gegen den Angeklagten aus Saudi-Arabien – und mit dem baldigen Start in den Advent auch wieder die Debatte über die Sicherheit auf Großveranstaltungen. Kommunen, die ihre Konzepte überarbeiten, sind oft mit enormen Kosten konfrontiert. In Starnberg hat der Stadtrat die Verwaltung mit der Beschaffung mobiler Fahrzeugsperren beauftragt, vor allem Poller. Kosten: insgesamt etwa 130 000 Euro. Anderswo schrumpfen Märkte. Oder fallen ganz aus.
Wie berichtet findet der Weihnachtsmarkt auf Schloss Tüßling in diesem Jahr nicht statt. „Die Kosten sind zu hoch und die behördlichen Auflagen werden immer mehr. Es ist nicht mehr zu stemmen“, sagte Schlossbesitzerin Stephanie von Pfuel. In Wolfratshausen schrumpft das Weihnachtsdorf, das am letzten Novemberwochenende lockt, merklich. Es besteht aus 43 Ständen, fünf weniger als 2024. Und sie stehen enger zusammen, sagt Marktmeister David Wehner. Denn an Ein- und Ausfahrt zur Einbahnstraße am Ober- und Untermarkt stellt die Stadt zum Terrorschutz Poller auf, hinter denen jeweils mindestens 25 Meter Freiraum sein muss.
„Es gibt keine konkreten Hinweise auf irgendwelche Anschlagspläne, auch keine Drohungen“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kürzlich dem Radiosender Bayern 2 mit Blick auf die Weihnachtsmärkte, die in den meisten bayerischen Städten Ende dieses Monats starten. „Aber es gibt natürlich immer eine abstrakte Gefahr, ein gewisses Grundrisiko.“
Um dieses Risiko zu minimieren, will auch der Markt Murnau aktiv werden. „Wir müssen den Schutz in der Fußgängerzone verstärken“, sagte Bürgermeister Rolf Beuting kürzlich. Der Beginn der Zone soll mit stabilen Pollern versehen werden, in der Zufahrt von der Postgasse soll ein versenkbarer Poller installiert werden. Und beim Christkindlmarkt der Vereine werden an allen vier Zufahrten große Fahrzeuge abgestellt. Auch die Stadt München wird investieren müssen. Mobile Sperren sollen versenkbare Poller ersetzen. Von diesen Sperren hat die Stadt aber aktuell nicht genug.
Für den Christkindlmarkt am Neupfarrplatz setzt die Stadt Regensburg in Absprache mit der Polizei auf große Betonquader. Die hohen Sicherheitskosten machen den Veranstaltern zu schaffen, betont der Deutsche Städtetag. Hauptgeschäftsführer Christian Schuchardt sagte, die Anforderungen stellten Betreiber und Städte „vor enorme finanzielle Herausforderungen“. Viele der Maßnahmen sollten potenzielle Anschläge verhindern. „Terrorabwehr ist aber eigentlich keine kommunale Aufgabe“, so Schuchardt. Der Städtetag fordert, dass Bund und Länder in Zukunft die Finanzierung von Sicherheitsmaßnahmen übernehmen müssen, die Attentate verhindern sollen. Laut einem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin ist Terrorabwehr eigentlich Aufgabe des Staates. Das Urteil gilt allerdings nur für Märkte in der Hauptstadt.
Allein das Sicherheitskonzept, das der Dachauer Christkindlmarkt-Verein bei einem externen Fachmann anfertigen ließ, schlägt mit 10 000 Euro zu Buche. Die Auflagen, die die Behörden verlangen, nennt Vereins-Chef Christian Naumann einen „absoluten Irrsinn“. Betonleitwände sollen die bisherige Umzäunung des Areals in der Dachauer Altstadt sichern. Jeder dieser Fahrbahntrenner wiegt 1,2 Tonnen. 40 davon sind notwendig. Zudem gibt es heuer mehr Sicherheitsleute.RMI/DST/MZ/PS/ROY/ZIP