Ein Wolf wurde tot gefunden – aber wo? © B. Weißbrod/dpa
Cham/München – Der Verdächtige will eigentlich nichts sagen. Nur so viel: Die Vorwürfe seien „aus der Luft gegriffen“. Er habe auch einen Anwalt eingeschaltet, sagt Karl-Heinz S. gegenüber unserer Zeitung. Er leitet den Landesbund für Vogel- und Naturschutz im Landkreis Cham und ist ehrenamtliches Mitglied des Arbeitskreises „Große Beutegreifer“, der dem Landesamt für Umwelt (LfU) untersteht. Jetzt wird gegen S. ermittelt – wegen Verstoßes gegen das Bundesnaturschutzgesetzes, sowie wegen Vortäuschen einer Straftat.
Was war passiert? Ende Oktober war im Lamer Winkel, im Wald an der Grenze Bayern/Tschechien, der Kadaver eines jungen Wolfes gefunden worden. S., der das tote Tier oberflächlich untersuchte, vermutete damals einen illegalen Abschuss. Die Aufregung war groß, der LBV setzte 5000 Euro für Hinweise auf den Täter aus. Am vergangenen Donnerstag nun die überraschende Kehrtwende: Nach Untersuchungen des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit stand fest, dass der Wolf gar nicht erschossen, sondern von einem anderen Wolf vermutlich wegen Revierkämpfen getötet worden war. Der LBV zog seine Anzeige zurück und auch die Zusage für eine Belohnung. Gegen S. indes wird jetzt ermittelt. Er soll das Tier illegal über die Grenze geschafft haben – um es untersuchen zu lassen. Fund- und Ablageort sollen nicht identisch sein. S. bestreitet das, er geht davon aus, dass das Tier auf deutscher Seite lag. Der LBV hatte den „Vorgang“ am Donnerstag noch als „absolut inakzeptabel“ bezeichnet, steht aber nun hinter seinem Kreischef. Dass er „die Todesursache zunächst falsch eingeschätzt hatte, ist keine Straftat, sondern den Fundumständen geschuldet“, sagt Sprecher Markus Erlwein. „Das kann auch einem erfahrenen Netzwerker unter den widrigen Witterungsbedingungen passieren.“ Man vertraue ihm. Auch sein Amt als Kreisvorsitzender müsse er nicht ruhen lassen.
Das LfU indes hat den Mann bis zum Abschluss der Ermittlungen von seinen Aufgaben im Netzwerk „Große Beutegreifer“ entbunden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, werde er dauerhaft ausgeschlossen.DW