Der neue BRK-Präsident Hans-Michael Weisky. © BALK/BRK
Das Bayerische Rote Kreuz hat einen neuen Präsidenten. Mehr als drei Viertel der 400 Delegierten gaben Hans-Michael Weisky (67) aus Traunstein ihre Stimme. Er war der einzige Kandidat. Auch seine beiden Vize-Präsidenten Andreas Hanna-Krahl und Mechthilde Wittmann wurden mit großer Mehrheit gewählt. Im Interview verrät Weisky, was er sich für seine Amtszeit vorgenommen hat
Herr Weisky, nicht nur Sie, auch die anderen Präsidiumsmitglieder haben sehr gute Wahlergebnisse bekommen. Wie nehmen Sie die Stimmung wahr? Stehen alle Zeichen auf Neuanfang beim BRK?
Ja, den Wunsch dazu spüre ich deutlich. Ich habe den Eindruck, dass alle die Vergangenheit hinter sich lassen wollen. Wir Gewählten haben sehr viel Vertrauen entgegengebracht bekommen. Jetzt wollen wir uns gemeinsam auf den Weg machen zu einem Neustart, das sehe ich als unseren Auftrag. Aber es muss uns auch gelingen, wieder Ruhe in den Verband zu bringen. Das wichtigste Ziel ist, dass wir den Menschen in Bayern auch in Zukunft gut helfen können. Nicht nur bei Katastrophen.
Im BRK-Präsidium ist zuletzt viel gestritten worden. Wie lässt sich aus Ihrer Sicht wieder konstruktiver zusammenarbeiten?
Es muss wieder mehr um die Sache gehen. Man darf natürlich auch mal streiten und verschiedener Meinung sein. Aber wir müssen Kompromisse und tragfähige Beschlüsse finden. Das wird uns gelingen, davon bin ich überzeugt. Wir müssen die Debatten miteinander führen und nicht in der Öffentlichkeit. Da sehe ich Verbesserungspotenzial.
Sie haben mehr Transparenz versprochen. Wie wollen Sie das angehen?
Unsere Gremien leisten gute Arbeit. Das Problem war oft, dass die Ergebnisse in den Gremien geblieben sind. Es wurde nicht ausreichend vermittelt, was dort erarbeitet wurde. Das können wir verbessern – denn es ist essenziell, um Misstrauen abzubauen.
Mit welchen Herzensthemen starten Sie in Ihr Amt?
Ein großes Thema wird eine verlässliche Finanzierung unserer Kreisverbände sein. Auch die Helfergleichstellung ist ein wichtiges Thema, das ich angehen möchte. In Bayern gibt es noch große Lücken, die müssen wir schließen. Anders als bei Feuerwehr oder THW haben unsere Einsatzkräfte keinen Anspruch auf Freistellung vom Arbeitgeber für Übungen und Fortbildungen – obwohl sie essenziell sind, um die Einsatzfähigkeit zu wahren. Da ist der Freistaat gefragt.
Wie leicht ist es, Ehrenamtliche zu gewinnen?
Nachwuchsgewinnung ist ein ständiger Auftrag und kein Automatismus. Wir sind hier gut aufgestellt, in den vergangenen zwei Jahren haben wir über 30 000 neue Mitglieder im BRK gewinnen können. Aber wir müssen unsere Ehrenamtlichen besser und nachhaltiger unterstützen. Über dieses Thema werde ich bald mit Innenminister Joachim Herrmann sprechen.
Andere Verbände tun sich schwerer, Ehrenamtliche zu finden. Was macht das BRK anders?
Ich denke, viele finden eine Erfüllung darin, anderen Menschen helfen zu können. Man nimmt etwas fürs Leben mit – das habe ich nicht nur selbst erlebt. Ich sehe es auch bei meinen beiden Töchtern, die sich auch in der Wasserwacht und beim Jugendrotkreuz engagieren. Der Zusammenhalt im Verband ist groß. Uns alle verbindet etwas.
Wie stark spüren Sie im BRK den Fachkräftemangel?
Er ist natürlich auch bei uns allgegenwärtig. Auch wir bräuchten zum Beispiel in unseren Senioreneinrichtungen viel mehr Personal, um alle Betten belegen zu können. Dort wird tolle Arbeit geleistet. Aber schwarze Zahlen schreiben Pflegeheime nur, wenn mehr als 90 Prozent der Betten belegt sind.
Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf das BRK zukommen?
Wir werden uns stärker für den Zivilschutz einbringen und auf Naturkatastrophen vorbereiten müssen. Auch Bedrohungslagen werden ein großes Thema sein. Die Wehrdienst-Debatte beschäftigt uns ebenfalls. Wir müssen überlegen, wie wir wieder einen Ersatzdienst anbieten können. Und natürlich werden die überall knappen Finanzen ein Thema bleiben. All das müssen wir angehen.