Die Tauch-Pioniere von Percha

von Redaktion

Ein Streifzug durch Oberbayern: In unserer Serie besuchen wir besondere Orte in allen Landkreisen. Heute die Bundeswehr-Spezialisten vom Starnberger See.

Ein angehender Unterwasserschweißer verlässt das Übungsbecken in Percha. © Jens Hartmann

Percha – Wasserblasen steigen auf, Rauchschwaden züngeln an der Oberfläche, in der Tiefe zucken blaue Blitze. Ein Froschmann steigt aus dem fünf mal fünf Meter breiten Becken aus Stahl die Leiter hoch, im olivgrünen Taucheranzug mit Vollgesichtsmaske, vor den Augen ein schwarzes Visier. Keine 100 Meter entfernt lässt sich eine ältere Dame trotz trüben Wetters und kühler Temperaturen am Badesteg unbeirrt im Badeanzug ins 18 Grad kalte Wasser des Starnberger Sees gleiten.

Wir sind im Tauchausbildungszentrum der Bundeswehr-Pionierschule Ingolstadt in Percha. Im Becken findet gerade ein Unterwasserschweißkurs statt, den Oberstabsfeldwebel Oliver Suttner leitet – der Mann im Froschanzug. „Wenn im Verteidigungsfall eine Stahlbrücke beschädigt ist oder ein Ponton einer Pionierbrücke ein Einschussloch hat, dann sind gute Unterwasserschweißer gefragt“, erklärt der 51-Jährige. Und die werden gerade in einem dreiwöchigen Kurs geschult. Das kann nicht jeder: „Unterwasserschweißer müssen gute Taucher und exzellente Schweißer an Land sein“, erklärt der Leiter des Tauchausbildungszentrums.

Die Taucheranzüge sind hermetisch mit Gummi verschlossen, denn es wird mit Starkstrom mit 65 Volt und bis zu 180 Ampere geschweißt. An der Arbeitshand sorgt außerdem ein Lederhandschuh dafür, dass die bis zu 2000 Grad heiße Schlacke keine Löcher in den Gummi brennt. Die Anzüge sind meist Maßanfertigungen, die Taucher sind an einer Leine befestigt, in der es auch eine Telefonleitung gibt, an deren anderem Ende ein Kamerad den Unterwasserschweißer an einem Terminal betreut.

Schweißen unter Wasser ist eine Kunst: „An der Luft wird der flüssige Stahl viel langsamer hart als im Wasser, das die Hitze schnell ableitet“, erklärt Suttner. Dieses Mal ist auch ein Marinetaucher aus Wilhelmshaven dabei. „Dort kommt im Wasser noch die extrem schlechte Sicht hinzu, man sieht nur zehn Zentimeter weit“, erklärt er. Auch mit Wellengang muss man im Meer klarkommen, die Pioniere an Land müssen unter Strömung von Flüssen operieren.

Soldaten anderer Nato-Partner wie den USA oder Frankreich üben ebenfalls in Percha. Seit 1960 werden dort Militär-Taucher ausgebildet. Es gibt auch ein Pontonfloß, mit dem auf den See hinausgefahren wird. „Wir üben dort das Entschärfen von Minen, natürlich mit Attrappen, auch das Sprengen unter Wasser“, sagt Suttner. Die neue Sicherheitslage macht sich auch in Percha bemerkbar: „Wir haben einen großen Nachholbedarf, um Taucher oder auch Unterwasserschweißer auszubilden.“

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