München – Der Augsburger Schulpädagoge Prof. Klaus Zierer warnt davor, Lehramtsstudenten als Vertretungslehrer an Schulen auszunutzen. Die Studierenden seien teils überfordert, ihr Einsatz an den Schulen wirke sich „negativ auf die Studienleistungen aus“. Er beobachte immer häufiger schlechte Noten und Belastung durch Überarbeitung. „Es ist grotesk, dass das Kultusministerium die Qualität des Lehramtsstudiums aufs Spiel setzt, um ihre Statistiken beim Unterrichtsausfall und den selbst verschuldeten Lehrermangel zu beschönigen.“
Studenten können in Bayern an allen Schularten als Vertretungslehrkräfte eingesetzt werden. Teilweise gehe das bis zur Hälfte der Unterrichtspflichtzeit eines regulären Lehrers oder darüber hinaus, hat Zierer beobachtet. Sie müssten Noten geben, entschieden über das Vorrücken eines Schülers und hätten Stimmrecht in der Lehrerkonferenz. „All dies ist eine völlige Überforderung der jungen Leute, die ins kalte Wasser geschmissen und alleingelassen werden.“ Man würde ja auch nie Medizinstudenten selbstständig Operationen durchführen lassen. „Wir haben die ersten Studenten, die Studienleistungen nicht schaffen“, warnt Zierer.
Der Augsburger Professor hat an seinem Lehrstuhl eine Studie begonnen. Er fordert, Lehramtsstudenten ohne eine angemessene Betreuung nur noch mit Aushilfsverträgen von maximal vier Unterrichtsstunden/Woche zuzulassen. Voraussetzung müsse unter anderem eine begleitende Lehrkraft und ein Blockseminar sein.DW