… bei Kirchenrat Dieter Breit. © Michael McKee/ELKB
Kirchenrat Dieter Breit war seit Oktober 2002 Politikbeauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für die Kontakte zu Staatsregierung und Landtag und für Europafragen. Heute wird der 64-Jährige in den Ruhestand verabschiedet.
Sie waren 23 Jahre Politikbeauftragter der Landeskirche. Was war Ihre schwierigste Mission?
Ab 2014 bis 2016 war ich Mitglied im „Krisenstab Asyl“ der Staatsregierung. Ich beriet die Kirchenleitung: Empathie für Geflüchtete ist kostbar. Zugleich braucht es einen verlässlichen Rechts- und Sozialstaat. Für beides zu sorgen, ist anspruchsvoll. Nur das Postulat der Nächstenliebe genügt nicht für strukturelle Dilemmata. Nicht minder schwierig war die Bewältigung der Pandemie ab März 2020. In unzähligen Gesprächen mit Staatskanzlei und Ministerien stand der Schutz des Lebens, gerade vulnerabler Personen, im Vordergrund. Es galt, den Schutz aller Grundrechte – auch der Religionsfreiheit – zu wahren. Die Pandemie war Bewährungsprobe im Ausnahmezustand.
Der Ton im Landtag ist schärfer geworden mit der AfD. Was kann Kirche da bewirken?
Rechtsextremisten pöbeln vor allem in den Sozialen Medien. Sie verbreiten Hass. Sie wollen eine Gesellschaftsform diktieren, in der ethnische Herkunft und völkische Gesinnung über die Existenzberechtigung des Einzelnen entscheiden. Demokratie muss verteidigt werden. Die Kirchen, die unter der NS-Tyrannei versagt haben, tragen besondere Verantwortung. Statt Sonntagsreden ist Auseinandersetzung mit einer komplexen Realität nötig: Warum schwindet Akzeptanz für demokratische Institutionen? Wo gibt es faire Verständigung über tatsächliche Probleme? Wie können Kirchengemeinden kraftvolle Gegenakzente zur weit verbreiteten Larmoyanz setzen? Lust zu machen auf konstruktives Engagement für die Demokratie ist eine hochaktuelle Aufgabe.
Warum braucht die Kirche weiter einen Politikbeauftragten?
Mir war der Dienst anvertraut, im Dialog mit der Politik das Evangelium leuchten zu lassen und an die Gebote Gottes zu erinnern. Das geschah durch Andachten und Seelsorge, durch vertrauensvolle Gespräche und Stellungnahmen, durch Erarbeiten vielfältiger Fachkenntnis zu gesetzgeberischen Initiativen oder langfristigen Trends in Parlament und Staatsregierung. Es ist ein Dienst nicht zuletzt für die Kirchenleitung. Sie ist jenseits intuitiver Reflexe auf gute Beurteilungshilfen angewiesen. Es hat sich bewährt, dass der Beauftragte sachkundig zwischen Kirche und Politik vermittelt und gegenseitige Vorurteile vermeiden hilft.