Alice & Ellen Kessler am Pool in ihrem Garten.
Die Zwillingsschwestern vor ihrer Villa in Grünwald. © ABR-Pictures
Beide Schwestern auf dem Sofa im Wohnzimmer von Alice. Ellen hatte ihr eigenes Wohnzimmer. © Heinz Weißfuß
Nur durch eine Schiebetür getrennt waren die Wohnzimmer der Schwestern. © API
Grünwald – Ihr Haus ist ein Abbild ihres Lebens: gemeinsam und doch getrennt, unter einem Dach und doch jede für sich. Alice und Ellen Kessler bauten einst ihr Haus in Grünwald im Kreis München nach ihren Vorstellungen um: links lebte Alice, im rechten Teil Ellen. In der Mitte eine große Schiebetür – die die meiste Zeit offenstand. Außer eine der beiden wollte ihre Ruhe und die andere fernsehen. 1986 zogen sie dort ein, umgeben von 900 Quadratmeter Grund, einschließlich Swimming-Pool. Ein Anwesen, das heute mehrere Millionen wert ist. Geht es nach dem Testament der Zwillinge, soll die außergewöhnliche Villa verkauft werden und die Summe unter Vereinen wie Ärzte ohne Grenzen, die Blindenmission und Unicef aufgeteilt werden.
Am vergangenen Montag nahmen sich die beiden mit Assistenz eines Juristen und einer Ärztin das Leben. Die Zwillinge hatten sich ganz bewusst für diesen Tod entschieden, nachdem sich ihre Gesundheit vergangenes Jahr rapide verschlechtert hatte. Beide litten unter Herzproblemen, Ellen hatte kürzlich einen Schlaganfall.
In ihr Haus kehrten die Schwestern nach ihren Auftritten zurück – zum Kraftschöpfen, aber auch zum Turnen: Im Keller gibt es einen extra Fitnessraum samt Sprossenwand und Fernseher, vor dem die Zwillinge zu Videos von Aerobic-Queen Jane Fonda turnten. „Einen Tag ich, einen Tag Alice, damit wir uns an der Sprossenwand nicht in die Quere kommen“, erklärte Ellen, als sie unserer Zeitung vor Jahren in der Villa ein Interview gaben. Es gibt auch zwei Küchen, denn die Zwillinge wollten auch nicht zusammen kochen. Jede hatte ihren „immer gut gefüllten Kühlschrank“, wie Ellen damals sagte. Immer im Haus habe sie „gesalzene Butter, ungarische Salami und Kartoffeln“. Gefrühstückt wurde getrennt, gemeinsam haben sie dann zu Mittag gegessen. Das Abendessen fiel aus – weil sie meist unterwegs waren. Allein im Deutschen Theater ließen sie keine Premiere aus. Oder sie besuchten ihre Freundin Birgit Netzle, Wirtin im Asam-Schlössl in Thalkirchen.
Das Haus in Grünwald war nicht ihr einziger Rückzugsort. Ellen hatte 48 Jahre lang eine Wohnung in Rom. „100 Quadratmeter mit 33 Quadratmetern Dachterrasse“, schwärmte sie. MARIA ZSOLNAY