Streit um Gin landet vor Gericht

von Redaktion

Hersteller will weiterhin Blütenextrakt benutzen

Der Illusionist wechselt mit Tonic die Farbe. © brouczek

Die Destillerie-Chefs Tim Steglich (r.) und Max Muggenthaler erschienen gestern vor dem Verwaltungsgericht. © JANTZ

München – Eine Spirituose, die sich wie magisch verfärbt, von dunkelblau zu zartrosa, sobald man das Mischgetränk Tonic Water dazu gießt: Dieser Effekt hat den Gin The Illusionist zu einem bayerischen Exportschlager gemacht. Weltweit mixen sich Kunden Gin Tonics, um den Farbwechsel im Glas zu beobachten. Doch nun gibt es juristisches Gezerre um das Getränk.

Die Destillerie mit Sitz in Hohenbrunn streitet vor dem Verwaltungsgericht mit dem Landratsamt München. Das hatte dem Hersteller die Nutzung eines bestimmten Zusatzstoffes verboten, einer Blume namens Blaue Klitorie. Getrocknetes Pulver aus deren Blüten war seit Firmengründung 2015 für das Farbenspiel verantwortlich. Gestern trafen sich beide Seiten zur Verhandlung, die Entscheidung soll heute fallen. Die Vorsitzende Richterin deutete an, dass The Illusionist wahrscheinlich unterliegen wird.

Geschäftsführer Tim Steglich erzählte vor Gericht, dass er die Blume auf einer Asien-Reise entdeckt habe und dass sie „nussig, erdig, tabakähnlich” schmecke. Genau die richtige Zutat für den Gin, befand er, und mit dem Effekt ein tolles Marketinginstrument. Doch mittlerweile setzt er auf dem europäischen Markt statt der Klitorie Lebensmittelfarben ein – weil sich das Landratsamt gemeldet hatte. Demnach ist die Klitorie als Zusatz für Lebensmittel nicht zulässig. Das Amt stützt sich auf eine Verordnung der Europäischen Union, laut der solche Stoffe eine explizite Genehmigung benötigen. Die fehlt der Klitorie. Zudem gebe es Vermutungen, nach denen die Blüte gesundheitsschädlich sein könnte. Solange dies nicht abschließend geklärt ist, dürfe der Stoff nicht verwendet werden.

Steglich hält dagegen: Die Blüte sei im rechtlichen Sinne kein Zusatzstoff, sondern ein Aroma. Damit würden andere Regeln gelten – und zwar solche, die im Sinne der Destillerie sind, hofft zumindest der Gin-Chef. Sein Anwalt Andreas Meisterernst argumentierte vor Gericht, dass sich die Färbung ja auch mit anderen Mitteln erreichen lasse. Die Blüte sei als Geschmacksträger da. Tatsächlich verkaufe sich The Illusionist mittlerweile schlechter und Kunden beschwerten sich über einen anderen Geschmack, sagte Steglich. Auch deshalb könnte der Streit weitergehen. Im Falle einer Niederlage, deutete er an, wolle er in die nächste Instanz ziehen.TOM SUNDERMANN

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