Emanuel von Oy veranstaltet den Christkindlmarkt.
Der fliegende Weihnachtsbaum: Mit einem Kran wird die Fichte am Ostufer aufgestellt. © Weber (2)
Teamarbeit: Franz Minisini sägt den Stamm, Klaus Huber und Johanna Minisini helfen.
Per Lastenfähre werden die zwei Bäume auf die Fraueninsel gebracht. © Kirsten Seitz (2)
Schiffe der Chiemsee-Schifffahrt bringen die Besucher zum Christkindlmarkt. © M. Schrader
Chiemsee – Das Wasser peitscht gegen das Fischerboot auf dem Chiemsee, der Wind weht stärker, je näher die Fraueninsel rückt, und die Sonne brennt vom Himmel herab. Neben dem etwa 35 km/h schnellen Boot schippert eine Lastenfähre. Auf ihr steht ein Lkw, auf dem wiederum zwei große Fichten lagern: die Weihnachtsbäume für den 20. Christkindlmarkt auf der Fraueninsel. Am 27. November startet der einzige Insel-Christkindlmarkt in Bayern, und die Vorbereitungen sind im vollen Gange. „Die Logistik kann ganz schön herausfordernd sein“, sagt Veranstalter Emanuel von Oy.
Es ist das zweite Mal, dass Emanuel von Oy aus Griesstätt im Landkreis Rosenheim den Christkindlmarkt organisiert. Alles, wirklich alles, muss vom Festland mit Booten herübergebracht werden. „Wenn beispielsweise eine Schraube fehlt, kann man nicht schnell heimfahren und eine holen. Es muss viel improvisiert werden“, sagt der 33-Jährige. Und wenn der Glühwein ausgeht? Im vergangenen Jahr ist das einmal passiert, sagt von Oy. Da gab es dann eine Nachlieferung – über Wasser versteht sich.
Bis zur Eröffnung ist noch einiges zu tun für die rund 30 Helfer, darunter auch von Oys Verlobte Julia Pfister. Insgesamt rechnet der Veranstalter mit etwa 200 bis 300 Schifffahrten für die Vorbereitungen. „Die einzelnen Gastronomen sind da noch nicht mit eingerechnet“, sagt von Oy, während die Hüttenbauer hinter ihm herumwuseln. Etwa zehn Kilometer Stromkabel sowie mehrere Lichterketten mit einer Gesamtlänge von zwei Kilometern werden verlegt, Stände aufgebaut, Bäume geschmückt. Für die Elektrik ist Jakob Ametsbichler mit seinem Team zuständig. Jeder Stand der etwa 90 Aussteller ist einzeln abgesichert.
Nach dem letzten Jahr hat von Oy eine Liste mit Dingen, die er besser machen will. Zum Beispiel sollen die Besucherströme anders gelenkt werden. Vergangenes Jahr kamen rund 55 000 Menschen. „Wir haben alles ein bisschen mehr entzerrt“, sagt er. Auch bei der Beschilderung wollen sie nachbessern. Außerdem haben sie vergangenes Jahr bei Wind und Wetter etwa fünf Stunden zum Aufstellen des mehrere Meter hohen Baums gebraucht, da sie es händisch gemacht haben. Dazu haben sie das etwa zwei Tonnen schwere Fundament gekippt, in dem der Baum steht, den Baum liegend darin fixiert und anschließend alles mit einem Stapler aufgestellt.
„Die zwei Bäume sind vier und neun Meter hoch“, sagt Veranstalter Emanuel von Oy, als der Lkw beladen mit den Fichten im Sonnenschein von der Lastenfähre runter auf die Fraueninsel fährt. Beide Bäume sind von Landwirt Rupert Stäpler aus Halfing. Sie hätten ohnehin gefällt werden müssen. „Uns ist wichtig, dass kein Baum für uns sterben muss.“ Der kleinere steht vor der Torhalle und wird vom örtlichen Kindergarten aus Gstadt geschmückt. Der größere empfängt die Besucher im Osten der Insel. Dort kommen schließlich die meisten mit dem Schiff an.
Um den neun Meter hohen Baum aufzustellen, packen alle gemeinsam an: Fischer Franz Minisini sägt den Stamm zurecht, Klaus Huber von der Firma Kerstens steuert den Lkw samt Kran, an dem der Baum durch die Luft schwebt. Mit einer Fernbedienung setzt er die Fichte zielgenau in das Fundament ab. Auch Johanna und Franz Minisini packen mit an. Das Paar wohnt auf der Fraueninsel und verkauft Räucherfische auf dem Christkindlmarkt.
Gemeinsam mit von Oy richten die vier den Baum aus, fixieren ihn mit Seilen. „Ich bin zufrieden“, sagt von Oy, der in der Weihnachtszeit selbst schon fast ein Insulaner ist und während des Christkindlmarktes auf der Insel übernachtet. Dieses Jahr hat das Aufstellen samt Überfahrt etwa zweieinhalb Stunden gedauert. Um die Tanne wird noch eine Lichterkette mit circa 400 Lichtern gehängt. „Bei den starken Winden auf der Insel ist die Gefahr zu groß, dass Christbaumkugeln runterfliegen.“
Die Fraueninsel bedeutet dem Veranstalter viel. Denn als der heute 33-Jährige selbst noch ein Kind war, ist er öfters mit seiner vor ein paar Jahren gestorbenen Mutter auf eine der Inseln im Chiemsee gepaddelt – und das manchmal schon um vier Uhr morgens, als noch nichts los war. „Es ist mir eine große Ehre, den Christkindlmarkt organisieren zu dürfen“, sagt er.
Der Christkindlmarkt
findet an zwei Wochenenden statt, vom 27. bis 30. November und vom 4. bis 7. Dezember. Die Schiffe der Chiemsee-Schifffahrt bringen die Besucher auf die Insel. Eine Überfahrt ist ab den Häfen Gstadt und Prien-Stock möglich.