Sybille Krafft will junge Menschen begeistern. © cw
Sybille Krafft sitzt an ihrem Tisch in Holzen im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen, trinkt Kaffee und taucht in die Vergangenheit ab. „Ich habe das Gefühl, ich muss Geschichten sammeln“, sagt sie. „Für uns und für künftige Generationen.“ Geboren in München, wuchs Krafft bei der Großmutter in Bad Reichenhall auf. „Meine Großmutter hat mir viel Kraft mitgegeben, und sie hat mir die Liebe zur Geschichte eingeimpft.“ Dieses Erbe prägt sie bis heute.
Krafft (67) ist eine Frau mit vielen Talenten: Sie ist Historikerin, Dokumentarfilmerin, Regisseurin, Radio- und Buchautorin. Seit 2018 leitet sie den Erinnerungsort Badehaus in Wolfratshausen, den sie mit Bürgern aufgebaut hat. Historische Filme, Radiobeiträge und Bücher entstanden unter ihrer Federführung. Ehrenamtlich engagiert sie sich als Vorsitzende von Kulturerbe Bayern und Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald. Für ihre Verdienste erhielt sie den Deutschen Preis für Denkmalschutz, den Oberbayerischen Kulturpreis und das Bundesverdienstkreuz am Bande. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt Krafft, die kürzlich in Rente ging. „Er verband meine Leidenschaft für Geschichte mit Journalismus und ließ mir die Flexibilität, mich um meine Söhne zu kümmern.“ Das Engagement für das Badehaus hält sie auf Trab: Über 90 Zeitzeugen-Interviews wurden geführt, Geschichten von Krieg, Flucht und Vertreibung gesammelt. „Da fließen bei mir manchmal Tränen.“ Das mache Geschichte lebendig.
Sie widmet sich auch steinernen Zeitzeugen: Alte Häuser, Denkmäler werde erforscht und bewahrt. Sie setzt sich dafür ein, Denkmalschutz als Chance zu sehen. Besonders freut sie sich über Junge, die Verantwortung übernehmen. „Der größte Erfolg meiner Arbeit ist, dass wir Begeisterung für Geschichte weitergeben können.“ Das Vermächtnis ihrer Großmutter lebt weiter.CLARA WILDENRATH