„Ich reiche Söder die Hand“

von Redaktion

Neuer Chef beim Bund Naturschutz: Martin Geilhufe sucht nach pragmatischen Lösungen

Große Zustimmung: Martin Geilhufe (rechts) wurde auf einer außerordentlichen Versammlung in Fürth zum neuen Vorsitzenden des Bund Naturschutz in Bayern gewählt. Er erhielt die Stimmen von 195 der 200 anwesenden Delegierten. © dpa

München – Am Wochenende wurde Martin Geilhufe zum neuen Landeschef des Bund Naturschutz (BN) gewählt. Er freue sich auf seine neue Aufgabe, sagt er. Aber den 41-Jährigen Wahlmünchner plagen auch große Sorgen.

Gab’s schon Glückwünsche aus der Politik?

Ja, vom Umweltminister, der SPD, den Grünen, der ÖDP und mehreren Verbänden.

Was ist mit Markus Söder?

Kann ich nicht sagen, weil ich noch nicht alle Nachrichten gelesen habe.

Wie ist Ihr Verhältnis zum Ministerpräsidenten?

Wir kennen uns aus seiner Zeit als Umweltminister. Da war der Kontakt immer gut und ist es über die Jahre auch geblieben. Ich habe den Eindruck, dass Markus Söder unseren Themen sehr wohlwollend gegenübersteht. Er weiß um die Notwendigkeit von Lösungen der ökologischen Probleme. Im Rahmen des Artenvielfalt-Volksbegehrens hat er versucht, Schritte in die richtige Richtung zu machen, und an vielem hält er ja auch fest.

Sehen Sie die Staatsregierung eher als Partner oder als Gegner?

Die grundsätzliche Übereinstimmung der Ziele ist größer als es momentan scheint. Die CSU hat eine lange Tradition der ökologischen Verantwortung, und ich bin der festen Überzeugung, dass das auch wieder stärker werden wird. Ich reiche Söder die Hand, damit wir bei den großen Herausforderungen wie Klimakrise, Artensterben und Flächenfraß gemeinsam und pragmatisch nach Lösungen suchen.

Ihr Vorgänger Richard Mergner zog oft vor Gericht. Machen Sie so weiter?

Ich stehe in der Tradition meiner Vorgänger. Wenn es notwendig ist, dann gehen wir in den Konflikt mit der Staatsregierung, wie etwa bei der Wolfsverordnung, als im Vorfeld keine Verbände angehört worden waren. Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen das Vertrauen in demokratische Institutionen verlieren, ist es wichtig, dass es Verbände gibt, die deutlich machen, dass Regeln eingehalten werden müssen.

Wie sind Sie selbst zum Naturschutz gekommen?

Beim BN engagiere ich mich seit 20 Jahren, seit ich mein Geografie- und Germanistik-Studium in München begonnen habe. Geboren bin ich in Dresden, dort war ich in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv.

Naturschutz-Themen haben es angesichts der weltweiten Krisen nicht leicht…

Ich sehe den Naturschutz nicht in der Krise. Naturschutz- und Klima-Themen haben nach wie vor einen sehr großen Rückhalt in der Bevölkerung. Die Menschen fahren mehr mit der Bahn, sie kaufen E-Autos und bauen sich Solar-Anlagen aufs Dach. Der Wandel ist in vollem Gange, schon jetzt haben wir am bayerischen Strommarkt 70 Prozent erneuerbare Energien – und wir haben Tage, da sind es bereits 100 Prozent.

Was ist die größte Herausforderung für den Naturschutz?

Mein Hauptanliegen sind gerade die Beteiligungskämpfe. Es wird darüber diskutiert, dass Verbände und Bürger weniger beteiligt werden sollen. Diesen Bestrebungen müssen wir Einhalt gebieten. In Zeiten, in denen die Demokratie unter Beschuss steht, ist es wichtig, die Bürger möglichst früh in Entscheidungen einzubinden. Nur das schafft Akzeptanz vor Ort.

Sie klingen sehr politisch.

Weil es die Grundlage für unsere Arbeit ist. Nur in einer Demokratie ist der Schutz und die Bewahrung des Lebensraums überhaupt möglich. Deshalb treibt mich die Sorge um die Demokratie auch so um, und deshalb sehe ich den BN als größten Naturschutzverband Bayerns auch als einen Verband an, der versuchen muss, die Gesellschaft in der Mitte zu halten.

Welche Naturschutz- Themen liegen Ihnen am Herzen?

Ganz klar die Wiederherstellungsverordnung der EU, die die Staaten verpflichtet, mehr für Ökosysteme zu tun. Wir müssen angesichts des Klimawandels dafür sorgen, dass Wasser so lange wie möglich in der Fläche bleibt, und wir müssen Landschaft so gestalten, dass wir besser auf Dürre und Starkregen vorbereitet sind. Wichtig ist uns auch, dass Bayern weitere Großschutzregionen bekommt, dass die Biossphären-Region Spessart Wirklichkeit wird, und dass weitere Nationalparks ausgewiesen werden. Ich bin überzeugt, dass wir viele unserer Ziele erreichen werden.

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