Florian Weißmann, Verbandsjugendleiter beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV). © BFV
München – Beleidigungen, Drohungen und Schlägereien: Auf Bayerns Fußballplätzen nehmen im Amateurbereich unsportliches Verhalten und Gewalt zu, auch bei der Jugend. Beispiele gibt es viele: Kürzlich soll ein zwölfjähriger Schiedsrichter auf einem Sportplatz in Altenerding bedroht worden sein mit: „Nach der Schule bist du tot.“ In Moosen im Kreis Erding endete ein Kreisliga-Spiel unter B-Junioren in einer Schlägerei mit mehreren verletzten Jugendlichen. Florian Weißmann, Verbandsjugendleiter beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV), bereitet diese Entwicklung Sorgen.
Herr Weißmann, nimmt die Gewalt auf Bayerns Fußballplätzen zu? Immerhin haben Sie über den BFV mit einer Videobotschaft auf das Thema reagiert.
Ein Vergleich zu den Vorjahren kann zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht gezogen werden. Dennoch bereitet uns die aktuelle Häufung an Vorfällen im Verbands-Jugendausschuss Sorgen. In Kürze werden wir die Vorrunde mit unseren Bezirks-Jugendleitern Revue passieren lassen und mögliche Maßnahmen überlegen.
Was passiert am häufigsten?
Leider registrieren wir körperliche Angriffe wie auch Bedrohungen beziehungsweise Beleidigungen. Erwachsene fallen hier deutlich häufiger auf als die Kinder beziehungsweise Jugendlichen selbst.
Auch in Ihrem Video vermuten Sie, dass der Auslöser für die aufgeheizte Stimmung oft wir Erwachsenen sind, die außerhalb der weißen Linien stehen. Sie erinnern an den Leitspruch: „Bleibt entspannt am Spielfeldrand.“ Machen Eltern zu viel Druck?
Hier können wir derzeit nur Vermutungen anstellen. Es macht aber durchaus den Eindruck, dass Erwachsene am Spielfeldrand den Blick nur für die eigenen Kids beziehungsweise Mannschaft haben und glauben, bei Unsportlichkeiten entweder selbst eingreifen zu müssen oder aggressiv auf gegnerische Eltern zugehen zu müssen. Gleichzeitig wird vergessen, dass das Fußballspiel den Kids gehört und nicht den Eltern.
Greift der BFV bei solchen Vorfällen ein?
Unabhängig vom zwingenden Sportgerichtsverfahren gehen wir mit den Vereinsverantwortlichen ins direkte Gespräch. Ziel ist es, die Vorgänge aufzuarbeiten und Maßnahmen für die Zukunft zu vereinbaren, damit der Fokus wieder auf dem Fußballspiel liegt. Zivil- oder strafrechtliche Verfahren werden durch die Beteiligten selbst oder die Polizei eingeleitet.
Mit welchen Konsequenzen müssen die Täter rechnen?
Sperren können wir nur für Spieler und Trainer aussprechen. Bei Eltern liegt es in der Verantwortung der Vereine, Maßnahmen wie zum Beispiel ein Zutrittsverbot zum Sportplatz zu ergreifen. Hier haben wir lediglich die Möglichkeit, Strafen aufgrund der Verletzung der Platzdisziplin auszusprechen.
Im Fall Altenerding äußerte wohl auch ein Trainer unpassende Worte. Dabei müsste dieser doch ein Vorbild sein.
Eine Trainerausbildung kann ein Hilfsmittel sein. Aus meiner Sicht braucht es klare Vereinbarungen zwischen Verein und Erwachsenen zum Beispiel in Form eines Verhaltenskodex – und vor allem, welche Konsequenzen bei Fehlverhalten folgen.
Bei den Opfern handelt es sich auch um Minderjährige. Gibt es für sie Hilfe?
Wir bieten unseren Vereinen ein Konfliktmanagement an, um Vorfälle professionell aufzuarbeiten. Dieses Angebot wird den Vereinen gemacht, basiert jedoch auf Freiwilligkeit.
Wirkt sich die wachsende Rohheit auf die Anmeldezahlen in Vereinen aus?
Das nehme ich nicht wahr. Seit fünf Jahren steigen die Anmeldezahlen – insbesondere bei unseren Jüngsten – deutlich an. Dennoch dürfen wir uns nicht in Sicherheit wiegen und müssen sensibel bleiben.
Braucht es neue Regeln?
Neue Regeln werden leider das Verhalten von Erwachsenen nicht verändern. Papier ist schließlich geduldig. Hier haben direkte Gespräche durch die Vereinsverantwortlichen mehr Verbindlichkeit und sind damit zielführender. Wir unterstützen gerne mit unseren Konfliktmanagern, die eine professionelle Hilfestellung geben können.