Angeklagt: Ceca M. (27) vor dem Regensburger Landgericht.
Regensburg – Ihr „Modus operandi“ war immer gleich: Die Frauen eines Roma-Clans gaben sich als Hellseherinnen oder „Schamaninnen“ aus und boten ihren Opfern an, ihr angeblich verfluchtes Geld mit Rosenkränzen und Ritualen zu reinigen. 1,66 Milionen Euro sollen die flüchtige Mariana M. (44), ihr Ex-Mann Dejan (47), Sohn Francesco (29) und Schwiegertochter Dona (29) in Wien und München auf diese Weise erbeutet haben (wir berichteten). Jetzt hat die Familie, die von Sozialhilfe und dem äußert lukrativen „Okkult-Betrug“ lebt, offenbar wieder in Bayern zugeschlagen.
Seit gestern muss sich die arbeitslose Ceca M. (27) aus einem Wiener Vorort wegen bandenmäßigen Betrugs vorm Landgericht Regensburg verantworten. Ermittler ordnen sie nach Informationen unserer Zeitung der Großfamilie M. zu. Ganz nach dem Muster des „Amela“ genannten Familien-Oberhaupts Mariana soll ihre Angehörige Ceca einem geistig beeinträchtigten Straubinger auf der Steinernen Brücke in Regensburg 310 480 Euro abgenommen haben. Der Staatsanwalt gestern: „Sein Geld sei verflucht und müsse einer Reinigung unterzogen werden.“ Für eine vollständige Reinigung sei eine halbe Million Euro nötig. Das Opfer gab sein ganzes Erbe und nahm noch einen Kredit auf.
Als die Regensburger Kripo von der im ganzen Alpenraum aufgetretenen Masche erfuhr, stellte sie Ceca M. eine Falle: Am 16. Mai 2025 lockte sie ein verdeckter Ermittler in eine Kirche bei Ulm. Er habe 250 000 Euro geschenkt bekommen und wolle sie reinigen lassen. Der Staatsanwalt: „Sie erklärte ihm, dass er spirituell ‚krank‘ und sie in der Lage sei, ihm zu helfen. Dazu überreichte sie ihm eine kleine Glasflasche mit ‚Medizin‘ und hängte ihm einen Rosenkranz um den Hals.“ Kurz darauf klickten für sie, ihren Ehemann und weitere Angehörige die Handschellen. In ihrem Wohnmobil fanden die Ermittler neben unerklärlich hohen Bargeld-Beträgen jede Menge Wegwerf-Handys, Kräuter, Kreuze und Räucherwerk.
„Die Einnahmen der Angeschuldigten stammen allein aus Betrugsdelikten“, sagt ein Ermittler. Im Haus der flüchtigen „Schamanin“ Mariana M. in Maria-Enzersdorf stießen die Fahnder im Januar sogar auf einen zubetonierten Pool, in dem Devisen, Gold und Luxus-Uhren versteckt waren. Sie froren Vermögenswerte von 12,6 Mio. Euro ein – obwohl die Familie doch eigentlich auf Hilfe vom Amt angewiesen war. Am 10. Dezember beginnt in Wien der Prozess gegen die Angehörigen von „Amela“.
Der erste Prozesstag in Regensburg endete dagegen wie auf einem Basar: Der Verteidiger von Ceca M. bot ein Geständnis seiner Mandantin und Rückzahlung von 200 000 Euro an das Opfer an, wenn sie mit einer Bewährungsstrafe davonkommt. Gleichzeitig sagte er: „Sie wird keinesfalls zur Beteiligung anderer Personen Angaben machen.“ Doch Staatsanwalt Simon Pschorr drohte ihr, wenn sie nicht auch zur Struktur der Bande auspackt, stünden bis zu fünf Jahre Gefängnis im Raum.