Fotos dokumentieren Gletscher-Sterben

von Redaktion

Ewiges Eis wird in zehn Jahren aus Bayern verschwunden sein – Naturschützer appellieren an Politik

Der Gurgler Ferner in einer historischen Ansicht aus dem Sommer 1932. Das Bild vom diesjährigen Sommer zeigt, dass die Hütte seitdem gewachsen und der Gletscher stark geschrumpft ist. © Gesellschaft für ökologische Forschung/Falk Heller

Das historische Foto links zeigt den Nördlichen Schneeferner auf dem Zugspitzplatt um 1910. Das rechte Bild entstand aus der gleichen Perspektive im August dieses Jahres. © Gesellschaft für ökologische Forschung/Axel Doering

München – Das große Schrumpfen geht weiter. Seit dem Jahr 2000 verlieren Gletscher in den Alpen massiv an Masse. Der Höllentalferner, der letzte der vier verbliebenen in Bayern, könnte noch zehn Jahre überleben. Sein kleiner Bruder auf der anderen Seite des Zugspitzmassives, der Nördliche Schneeferner, aber wird wohl bis 2030 den Gletscher-Status verlieren. Ebenso der Watzmann- und der Blaueisgletscher am Hochkalter.

Die Münchner Gesellschaft für ökologische Forschung (GÖF) hat neue Fotos veröffentlicht, die den Schwund eindrucksvoll dokumentieren. Das GÖF-Gletscherarchiv sammelt seit 2000 Aufnahmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Vergleich mit historischen Fotos zeigen sie den Rückgang der Gletscher quasi im Zeitraffer.

Nicht nur hohe Temperaturen im Sommer setzen den Gletschern zu, sondern auch immer dünnere Schneedecken im Winter, die sie bis in den Sommer hinein vor Wärme schützen. Wer heuer im August auf den Nördlichen Schneeferner auf das Zugspitzblatt hinabblickte, sah den blau-weiß-grau-marmorierten Fleckenteppich aus Ewigem Eis, Firn und Altschnee. Blaue Stellen sind blankes Gletschereis. Statt 140 Hektar wie noch um 1900 maß der Nördliche Schneeferner 2023 nur mehr 13. In den vergangenen 25 Jahren verlor er 64 Prozent seiner Fläche. Alleine von 2018 bis 2023 waren es im Mittel sieben Meter an Dicke. Der GÖF dokumentiert auch das Sterben des Gurgler Ferners im Ötztal. Seit 1990 hat er sich um über 300 Meter zurückgezogen – im Messjahr 2024/25 um ganze 7,4 Meter.

Seit 25 Jahren unterstützen Greenpeace und die Alpenschutzkommission Cipra die Arbeit der GÖF. Axel Doering, Präsident von Cipra Deutschland, fotografiert den Schneeferner jedes Jahr: „Es ist bedrückend, wie aus einem stolzen Gletscher ein Bild des Jammers wurde, das nur noch wenige Jahre Bestand hat. Nicht nur das Bild des Gletschers ändert sich, auch sein Schmelzwasser wird im Sommer in den Bächen fehlen.“ Auch deshalb appelliert Vera Baumert, Klima- und Naturschutzexpertin von Greenpeace Bayern an Ministerpräsident Markus Söder: „Bayerns Klimaneutralität auf 2045 zu verschieben, ist unverantwortlich. Wir brauchen jetzt einen naturverträglichen Ausbau Erneuerbarer Energien und einen klimafreundlichen Umbau von Wald- und Landwirtschaft.“SCO

Artikel 1 von 11