„Verspätung ist die Regel, nicht die Ausnahme“

von Redaktion

Wo es bei der S-Bahn und den Regionalzügen hakt

Auch die Bayerische Regiobahn wird oft ausgebremst. © Marcus Schlaf

München – Die Bahn im Großraum München schiebt einen Berg an Problemen vor sich her. Es hakt an vielen Ecken und Enden. Deutlich machen das neuerlich verschiedene Anfragen sowohl von Pendlern als auch von Politikern.

Eines der Hauptprobleme ist die zunehmende Zahl an Langsamfahrstellen, die zum Beispiel die Züge auf der Strecke München–Geltendorf–Buchloe ausbremst. Pendlerin Andrea Schwarz aus Kaufering klagt in einem Schreiben, das sie an verschiedene Bahnstellen sowie unsere Zeitung geschickt hat, ihre Züge seien „seit längerer Zeit regelmäßig und strukturell von Verspätungen betroffen“. Die Erzieherin arbeitet seit zehn Jahren in einer Münchner Kita, zu der sie „eine enge persönliche Bindung“ aufgebaut habe, weshalb sie nicht wechseln wolle. Besonders der Frühdienst sei eine Herausforderung – „wir müssen ja rechtzeitig die Tür für die Kinder öffnen“. Ein Problem der Strecke: zwischen Grafrath und Fürstenfeldbruck gibt es eine 7,6 Kilometer lange Stelle, wo Züge nur 70 km/h (statt der üblichen 140 km/h) fahren dürfen. Die Bahn will demnächst erläutern, wie sie die Sanierung dieser extrem langen Passage in Angriff nehmen will.

Auch an der S7 gibt es zwei Langsamfahrstellen, die Pünktlichkeit der Linie ist im September auf nur noch 74,2 Prozent abgesackt, ergab eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Markus Büchler. Er nennt das ein „Desaster“. Die DB InfraGo müsse reagieren. Peinlich findet es Büchler, dass das bayerische Verkehrsministerium nicht angeben konnte, wie viele Züge ganz ausgefallen sind.

Ganz ähnlich die Klage eines Pendlers am anderen Ende Münchens: Swen Martens aus Übersee (Kreis Traunstein) hat ein geharnischtes Protestschreiben verschickt. „Nach meinem Eindruck ist die Verbindung über den RE5 München – Salzburg derzeit kaum noch verlässlich nutzbar“, heißt es darin. „Verspätungen von 30 bis 70 Minuten, spontane Zwischenhalte, Überholungen durch andere Züge sowie komplette Zugausfälle sind in meiner persönlichen Wahrnehmung mittlerweile die Regel, nicht die Ausnahme.“ Martens führt etliche konkrete Beispiele aus der jüngsten Zeit an. Weil am Dienstag, 18. November, der Zug ab 22.43 Uhr München-Ost ausfiel und kein weiterer in Sicht war, stieg er schließlich frustriert in ein Taxi, das ihn für 260 Euro nach Hause kutschierte. Der Pendler regt an, einen „unabhängigen bundesweiten Informationsdienst“ einzurichten, der Verspätungen, Ausfälle und Umleitungen erfasst und veröffentlicht. In der Tat gibt es so etwas bisher nicht – in Bayern veröffentlicht lediglich die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) halbjährlich die Verspätungsstatistik für die S-Bahnen, aber nicht nach Tagen, sondern lediglich nach Monaten gegliedert und mit starker zeitlicher Verzögerung.

Die Forderung nach besserer Information im Störungsfall ist ein Dauerbrenner unter den Fahrgast-Wünschen. Am Beispiel der Kauferinger Strecke erläutert ein Bahnsprecher unserer Zeitung eines der Probleme. So werden Echtzeitdaten der Züge auf vielen Strecken über Meldestellen erfasst. Wenn ein Zug zwischen solchen Schnittstellen liegen bliebt, dauert es, bis die Verkehrsleitstelle die Verspätungsminuten korrigiert.

Die Klagen der Pendler dürften bald wieder zunehmen, erneut stehen Großbaustellen an. So ist von 1. bis 12. Dezember Freising wegen des Austausches von Bahnschwellen vom Zugverkehr abgeschnitten. Der örtliche FDP-Kreisrat Tobias Weiskopf warnt mit weiteren FDP-Kommunalpolitikern vor einem Desaster beim Schienenersatzverkehr. Man bitte „nachdrücklich, das derzeitige Konzept kurzfristig zu überprüfen“, heißt es im Schreiben an S-Bahn und BEG.DIRK WALTER

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