Die Rebellion erreicht Rom

von Redaktion

Nonnen-Streit im Kloster Goldenstein: Propst schaltet Vatikan ein

Der Vatikan soll entscheiden: Propst Markus Grasl.

Das Kloster Goldenstein: Hier wollen die drei Nonnen ihren Lebensabend verbringen. © Chris Hofer

Sie lassen sich nicht unterkriegen: die Ordensfrauen Regina (86), Rita (82) und Bernadette (88, v.li.) sind weiterhin auf Konfrontationskurs mit den Kirchenoberen. © Patrick Guyton

Elsbethen – Kurz sah es am Freitag danach aus, als ob die Geschichte der drei Nonnen, die Anfang September aus dem Altersheim ausbüxten und wieder in ihr altes Kloster zogen, ein glückliches Ende nehmen würde. Der kirchliche Vorgesetzte der drei Schwestern, Propst Markus Grasl, unterbreitete den drei hochbetagten Rebellinnen ein Angebot, das ihnen unter bestimmten Bedingungen erlaubte, im Kloster Goldenstein in Elsbethen bei Salzburg zu bleiben. Zugesagt wurden die spirituelle Betreuung durch einen Ordenspriester sowie die pflegerische und ärztliche Versorgung.

Schwester Bernadette, Schwester Regina und Schwester Rita jedoch lehnten den Deal ab. Die Bedingungen seien für sie unannehmbar, das Dokument habe „den Charakter eines Knebelvertrags“, erklärten sie.

Die drei über 80-jährigen Nonnen hätten unter anderem auf ihre bisherigen Helfer und juristische Beratung verzichten müssen. Zudem wurde ihnen jedweder Kontakt zu Medien untersagt, auch ihren sehr erfolgreichen Instagram-Account mit mehr als 110 000 Abonnenten hätten sie schließen müssen. Das aber würde die Ordensfrauen ihres Schutzes durch die interessierte Öffentlichkeit berauben, teilte eine Sprecherin der Nonnen mit.

Besonders schwer wiegt nach Ansicht der drei Schwestern, dass der Vertrag ihren Verbleib im Kloster nur „bis auf Weiteres“ zusichert. Juristisch sei diese Zusage deshalb wertlos. „Es ist unfassbar, dass man mit Menschen so umgeht“, sagte Schwester Bernadette in einer ersten Reaktion. Sie und ihre Mitschwestern seien auch über die Wortwahl in der Vereinbarung „geschockt“ gewesen. Ihr Anwalt Reinhard Bruzek kritisierte die Vereinbarung scharf, sie würde die rechtliche Situation der Nonnen gegenüber der aktuellen deutlich verschlechtern.

Statt einer Einigung kommt es nun zur Eskalation. Der Propst informierte noch am Freitag die für Ordensangelegenheiten zuständige Vatikanbehörde über die Ablehnung der Nonnen. Harald Schiffl, der von Propst Grasl beauftragte Krisenmanager in der Causa, reagierte mit Unverständnis auf die Entscheidung der drei Schwestern. Sie bekämen doch genau das, was sie wollten, sagte er und fügte hinzu: „Jetzt werden sie sich in Rom erklären müssen, ob sie überhaupt ein Ordensleben führen wollen oder nicht.“ Möglicherweise droht den drei Nonnen nun auch die Exkommunikation, also der Ausschluss aus der römisch-katholischen Kirche.

Dann würde mutmaßlich vor einem staatlichen Gericht geklärt werden müssen, wem das Vermögen von rund 460 000 Euro zusteht, das die drei Schwestern mit ihrem Orden im Laufe der Jahrzehnte angespart haben. Seit einem Übergabevertrag an das Augustiner Chorherrenstift Reichersberg und an die Erzdiözese Salzburg verwaltet Propst Markus Grasl das Vermögen, die Schwestern haben keinen Zugriff auf die Konten, auf die auch ihre staatliche Pensionen eingezahlt werden. Was Stift Reichersberg mit dem Schloss und dem Areal nach dem zwangsweisen Auszug der Nonnen geplant hatte, ist nicht bekannt. Gerüchteweise war immer wieder von einem Umbau in Luxuswohnungen die Rede.

Im Gegenzug pochen die drei Augustiner Chorfrauen darauf, dass ihnen ein lebenslanges Wohnrecht im Kloster zugesagt worden sei. Jahrzehntelang haben die drei Nonnen dort gelebt und in der Klosterschule gearbeitet. Gegen ihren erklärten Willen, so erzählen sie, seien sie im Dezember 2023 in ein Seniorenwohnheim gebracht worden. Mittlerweile sind sie nach ihrer Rückkehr in das leerstehende Kloster offiziell wieder in Goldenstein gemeldet. Wie ihre Geschichte weitergeht, wird sich nun in Rom entscheiden.HUD/OSS

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