Ein Tankstellen-Chef mit Herz

von Redaktion

Olchinger lädt einsame Menschen an Heiligabend zum Essen ein

Weihnachten feiert Sönmez Günan eigentlich nicht. Aber er öffnet seine Tankstelle in Olching für Menschen, die an Heiligabend einsam sind. © Walter Weiss

Olching – Eigentlich feiert Sönmez Günan Weihnachten ja nicht. Aber vergangenes Jahr ist er doch ordentlich in Weihnachtsstimmung geraten. Er ist Pächter der Allguth Tankstelle in Olching im Kreis Fürstenfeldbruck. Vor gut zwei Jahren machten ihn einige seiner Stammkunden sehr nachdenklich. Immer wieder berichteten ihm Senioren, dass sie Weihnachten ganz allein verbringen werden. Diese Gespräche bekam Günan nicht mehr aus dem Kopf. „Es ist traurig, dass viele Menschen im Alter so einsam sind“, sagt er. Also entschied er, im nächsten Jahr an Weihnachten eine Feier auszurichten – für alle Menschen, die niemanden haben, mit dem sie Heiligabend verbringen können.

Er dekorierte den Gastro-Bereich seiner Tankstelle weihnachtlich, kontaktierte soziale Verbände und Altenheime, um die Einladung an einsame Senioren zu verbreiten, und überlegte sich ein Weihnachts-Menü. Heiligabend war es dann so weit. 18 Senioren waren gekommen, nahmen an der festlichen Tafel Platz – und kamen miteinander ins Gespräch, während sie Wiener mit Kartoffelsalat oder Rollbraten mit Knödl aßen. Es wurde viel gelacht. Einige Tankstellen-Kunden hatten sogar ein paar Geschenke und Plätzchen abgegeben, als sie von der Feier erfahren hatten. Auch Günans Frau und die 16-jährigen Zwillinge waren an dem Abend in der Tankstelle. Und niemand musste ein gläubiger Christ sein, um zu merken, dass hier gerade etwas sehr Schönes und Weihnachtliches passierte.

Ein Jahr später steckt Günan längst wieder mitten in den Vorbereitungen. Selbstverständlich steht seine Einladung auch dieses Jahr wieder, sagt er. „Das war überhaupt keine Frage.“ Und dieses Jahr hat er noch mehr Unterstützer an seiner Seite. Ein paar seiner Kunden haben angeboten, einen Fahrservice für die Senioren zu machen. Auch ein paar Plätzchen und Geschenke-Lieferungen hat er bereits wieder bekommen. „Damit alle etwas Weihnachtsstimmung mit nach Hause nehmen können“, sagt er. Zehn bis zwölf Anmeldungen hat Günan bereits. Aber noch ist er ja längst nicht fertig damit, Einladungen zu seiner Feier zu verbreiten. Sollten es mehr Menschen werden, als er in seiner Tankstelle unterbringt, würde er einfach versuchen, ein paar andere Läden mit ins Boot zu holen

Geldspenden für seine Weihnachtsfeier möchte der 46-Jährige bewusst nicht. Das Weihnachtsmenü finanziert er selbst. „Spenden sind beim Münchner Kältebus, bei der Tafel oder bei der Knochenmarkspende besser aufgehoben“, sagt er.

Auch ihm selbst hat seine Aktion etwas geschenkt, erzählt er: Vertrauen in die Solidarität in unserer Gesellschaft. „Es gibt so viele hilfsbereite Menschen. Manchmal braucht es eben nur jemanden, der einen Anfang macht.“ Erst vor ein paar Tagen hat er eine E-Mail bekommen, die bei ihm Gänsehaut ausgelöst hat, erzählt er. Ein Kunde schrieb, dass seine Nachbarin sehr einsam ist. Und dass er ihr dieses Jahr im Advent einen Kuchen backen und sie besuchen wird. Inspiriert dazu hatte ihn die Weihnachtsfeier, der Günan gerade wieder in seiner Tankstelle organisiert. Eine schönere Rückmeldung hätte der Olchinger gar nicht bekommen können. „Es macht mich sehr glücklich zu sehen, was meine Feier auslöst.“ KATRIN WOITSCH

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