Ein Rettungshubschrauber am Stopselzieher-Klettersteig: Bergretter, unter anderem aus Grainau, und Hundeführer suchen nach dem Verunglückten. © ZOOM TIROL
Ehrwald – Ein Klettersteig an der Zugspitze ist einem jungen Mann aus Baden-Württemberg zum tödlichen Verhängnis geworden. Der 19-Jährige wurde auf Tiroler Seite von einer Lawine erfasst und verschüttet. Zwar galt er als erfahren und gut ausgerüstet, hatte aber an der Unglücksstelle keine Chance mehr, sich zu sichern.
„Es ist traurig, wenn so ein junger Mensch stirbt“, sagt Regina Poberschnigg, Leiterin der Bergrettung Ehrwald. Seine Angehörigen aus dem Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg seien fassungslos. Er hatte schon viele Touren gut gemeistert, zusammen mit seinem Freund. Der 21-Jährige aus dem Landkreis Lörrach war auch diesmal mit ihm unterwegs. „Die Jungs hatten sich im Höllental kennengerlernt“, weiß Regina Poberschnigg. „Daraus hat sich eine Berg-Freundschaft entwickelt.“
Zu ihrer Zugspitz-Tour brechen die beiden am Freitag gegen Mitternacht an der Talstation der Tiroler Zugspitzbahn auf – „gut ausgerüstet mit Steigeisen, Pickel, Gurt, Helm und Selbstsicherungen.“ Es besteht mäßige Lawinengefahr der Stufe zwei von fünf, Wind fegt durch das Gelände. Die jungen Männer erreichen die Neustädter Hütte, legen Pausen ein und gelangen zum Stopselzieher-Klettersteig. Diese Route gilt als kürzester Aufstieg zum Zugspitz-Gipfel. „Im Winter wird der Steig nicht oft genutzt“, sagt Regina Poberschnigg. „Junge Leute mögen ihn, weil er eine Herausforderung ist.“
Das Problem dabei: „Man hat nicht überall ein Stahlseil. Wo kein Stahlseil ist, muss man 50 bis 100 Meter frei gehen, bevor man sich wieder einhängen kann.“ Gegen 9.30 Uhr, auf etwa 2600 Metern, hat der 21-Jährige den Bereich ohne Stahlseil bereits überwunden und sich gesichert. Sein Freund folgt ihm mit etwas Abstand, erreicht das Stahlseil aber nicht mehr. Er ruft noch: „Lawine!“ Dann reißt ihn ein Schneebrett etwa 400 Meter in die Tiefe.
Drei Hubschrauber, Bergretter und Hundeführer nehmen kurz darauf die Suche auf, starker Wind erschwert den Einsatz. Ein Suchhund findet den Verunglückten tot in 30 Zentimetern Tiefe. „Bei dem Absturz hat er sich vermutlich so schwer verletzt, dass er sich nicht mehr befreien konnte.“ Sein Freund, der mit Prellungen davonkam, wurde vom Kriseninterventionsdienst betreut.CORINNA KATTENBECK