Alleinerziehende Mutter mit Kindern abgeschoben

von Redaktion

41-jährige Nigerianerin sprang in ihrer Verzweiflung aus dem Fenster – Heute Solidaritätsaktion in Berg

Beide sind in Bayern aufgewachsen: Derick und Abundance Osayande beim Fischen von Wasserflöhen im Herbst. © privat

Berg – In der Asylbewerber-Unterkunft in Berg im Landkreis Starnberg haben sich vergangenen Mittwoch dramatische Szenen abgespielt. Kurz nach Mitternacht tauchte die Polizei auf. Die Beamten rissen Imuetynian Osayande und ihre Kinder Abundance (11) und Derick (7) aus dem Schlaf. Die 41-jährige Nigerianerin und ihre Kinder sollten abgeschoben werden. Die alleinerziehende Mutter geriet in Panik und sprang vor ihren Kindern aus dem ersten Stock des Containerbaus. Ein Notarzt musste sie versorgen. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und dort für „transportfähig“ erklärt. Am nächsten Morgen saßen die drei im Flugzeug nach Nigeria. Osayande hatte dort schlimmste Gewalt erfahren, bevor sie vor sieben Jahren nach Deutschland flüchtete. Ihre Kinder kennen Nigeria nicht.

Die Nachricht von der Zwangsabschiebung verbreitete sich schnell in Berg. Derick ging auf die Oskar-Maria-Graf-Grundschule in Aufkirchen. Abundance besuchte die Mittelschule in Starnberg. Sie wollte auf die Realschule wechseln, wurde von der Stiftung Startchance gefördert. Die Stiftung wurde erst vor Kurzem mit dem Integrationspreis der Regierung von Oberbayern ausgezeichnet. Dieselbe Behörde setzte nun die Zwangsabschiebung durch.

In Berg ist die Entrüstung groß. „Warum der humanitäre Schutz von Kindern nichts zählt, ist mir ein Rätsel“, sagt eine Mutter, deren Tochter mit Abundance befreundet war. Denn in Nigeria gebe es Menschenhandel und Bandenkriminalität. Osayande sei eine verantwortungsvolle Mutter, sagt die Asylsozialberaterin Alina Stroiu. Die Kinder seien bestens integriert gewesen. Die Nigerianerin besuchte einen Deutschkurs. Arbeit hatte sie nicht, sie war in Deutschland nur geduldet. Seit sieben Jahren. Auch Stroiu kann nicht nachvollziehen, warum gerade die drei ausreisen mussten. In Berg hat sich eine Unterstützergruppe formiert, heute ist eine Solidaritätsaktion geplant.

Weder die Regierung von Oberbayern noch das Innenministerium haben gestern bis Redaktionsschluss auf die Fragen unserer Zeitung zu diesem Fall geantwortet. TOBIAS GMACH

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