Bayerische Schauspiel-Kollegen: Ottfried Fischer und Wolfgang Fierek waren „Die Superbullen“. © pa
Ein Bayer auf Rügen – das war die Paraderolle von Wolfgang Fierek, hier im Strandkorb. © Markus Beck/pa
Motorradfan Wolfgang Fierek mit einer Harley Davidson bei einem Benefizfußballturnier in Ismaning. © Roman BABIRAD
Aying – Wolfgang Fiereks Markenzeichen ist sein bairischer Dialekt. Ob in den 70er-Jahre-Filmen von Klaus Lemke, als Tierpark-Toni im „Monaco Franze“ oder als Polizist in „Ein Bayer auf Rügen“ – stets spielte er den charmanten, aber spitzbübischen Bayern. Dabei waren Fiereks Eltern aus Oberschlesien nach Bayern geflohen, kamen erst wenige Jahre vor seiner Geburt in den Freistaat. Am Dienstag wird der „Striezi aus Ottobrunn“, wie Filmemacher Lemke Fierek einst bezeichnete, 75 Jahre alt.
Geboren wurde Fierek am 9. Dezember 1950 in eben jenem Münchner Vorort als zweiter Sohn der Flüchtlingsfamilie. Er sei der Einzige in der Familie gewesen, der den örtlichen Dialekt annahm, erinnerte sich Fierek 2020 in einer Dokumentation über seine Person im BR. „Du bist ein oberschlesischer Oberbayer“, habe seine Mutter es zusammengefasst.
Das Kino faszinierte Fierek schon als Jugendlicher, den Beatles-Film „Help!“ zum Beispiel schaute er gleich dreimal hintereinander. Doch selbst Schauspieler zu werden, kam zunächst nicht infrage. Sein Vater, Koch bei den US-Streitkräften und zeitlebens ein Vorbild für Fierek, überredete ihn zu einer Ausbildung zum Feinmechaniker. Doch statt nach dem erfolgreichen Abschluss den Beruf auch auszuüben, ging Fierek zunächst für einige Jahre zur Bundeswehr. Er zog dann in eine Wohngemeinschaft ins Studenten- und Künstlerviertel Schwabing und jobbte als Lastwagenfahrer, DJ und Kellner.
Von einem Bekannten bekam Fierek den Tipp, sich in das Café „Capri“ an der Leopoldstraße zu setzen, denn dort würden Filmstars entdeckt. Und tatsächlich traf er hier auf den Regisseur Klaus Lemke, der meist mit Laiendarstellern drehte und Fierek prompt für eine große Rolle im Film „Idole“ von 1976 besetzte. Es folgten drei weitere Lemke-Filme mit Fierek, anschließend war er vor allem in Fernsehserien. Die größte Bekanntheit brachte ihm die Hauptrolle in „Ein Bayer auf Rügen“ ein. Parallel versuchte sich Fierek als Musiker. Und tatsächlich gelang ihm 1986 mit „Resi, i hol di mit meim Traktor ab“ ein Schlager, der bis heute zu den größten bayerischen Festzelthits gehört. Im echten Leben schwärmt Fierek weniger für Traktoren als für Motorräder, genauer gesagt für Maschinen der Marke Harley-Davidson. Immer wieder macht er ausgedehnte Harley-Touren durch die USA und besitzt seit 1996 einen Zweitwohnsitz im Wüstenbundesstaat Arizona.
Doch Lebensmittelpunkt ist weiterhin Bayern. In Aying südlich von München bewohnt Fierek ein Haus mit seiner Frau Djamila und deren Eltern. Die Malerin mit algerischen Wurzeln und der Schauspieler heirateten 1994 nach indianischem Zeremoniell – weil er nicht Muslim und sie nicht Christin werden wollte. Kinder hat das Paar nicht.
Einen schweren Rückschlag musste Fierek 2003 verkraften, als er bei einem Motorradunfall in Österreich schwer verletzt wurde und mehrfach operiert werden musste. Zu den körperlichen Beschwerden, die ihn fast zwei Jahre begleiteten, kamen menschliche Enttäuschungen, wie er im BR berichtete. Auch beruflich war es nach dem Unfall schwer, Rollenangebote kamen kaum noch. Ein richtiger Erfolg gelang ihm erst 2013 wieder mit der Figur des Schwabinger Lebenskünstlers Toni Sichl in der Serie „Hammer und Sichl“.
Auf die Frage, ob er manchmal Lust habe, aus der Rolle des bayerischen Volksschauspielers auszubrechen, antwortete Fierek vor einigen Jahren: „Warum sollte ich? Ich mache das seit mehr als 45 Jahren, liebe meinen Dialekt und bin einfach, wie ich bin.“AFP