Brauchtum unter Polizeischutz

von Redaktion

Nach Messerdrohung: Beamte begleiten Krampusse in Berchtesgaden

Die Polizei begleitete die Veranstaltung.

Die Bundeswehr-Buttnmandl mit Nikolaus und Knecht Rupprecht am vergangenen Freitag auf dem Weg in den Markt Berchtesgaden. © Pfeiffer (2)

Berchtesgaden – Ein Mann soll angekündigt haben, einzelne Mitglieder der Weissei Bass mit einem Messer abzustechen. Trotzdem ist die Gruppe am Buttnmandl- und Krampuswochenende durch Berchtesgaden gelaufen, eng begleitet von Polizeibeamten. Für die Polizeiinspektion Berchtesgaden war dieser Einsatz nach eigenen Angaben ein bisher einmaliger Vorgang.

Die Sorge, dass jemand seine Drohung wahr machen könnte, begleitete dieses Jahr die Weissei Bass, eine der bekanntesten Bassen im Markt. Diese stand im Fokus eines Mannes, der nach Angaben der Polizei im Vorfeld mit einem Messerangriff gedroht hatte. Die stellvertretende Leiterin der Polizeiinspektion Berchtesgaden, Daniela Schlaffer, sagt: „Es hat Drohungen gegeben. Wir haben die Bass an beiden Tagen im Fokus gehabt und begleitet.“

Vor Beginn des Nikolauswochenendes hatten Polizeibeamte den Mann noch aufgesucht und eine sogenannte Gefährderansprache durchgeführt, wie Schlaffer berichtet. Dabei werden einer Person mögliche strafrechtliche Konsequenzen deutlich gemacht, falls sie ihre Ankündigungen in die Tat umsetzt. Nach Angaben von Schlaffer verweigerte der Betroffene gegenüber der Polizei jede Aussage. Der Vorgang ging nun an die Staatsanwaltschaft Traunstein. Während der beiden Veranstaltungstage blieb der Mann aber unauffällig: Er tauchte im Einsatzgeschehen nicht auf, heißt es. Aus dem Umfeld der Weissei Bass heißt es, bei dem Mann handle es sich um jemanden, der selbst gern Teil der Gruppe geworden wäre. Er soll die Aufnahmeprüfung für die Bass nicht geschafft haben, einige aus dem Umfeld der Bass deuten die Drohungen deshalb als eine Art Racheakt. Offiziell bestätigt ist diese Darstellung nicht, die Polizei äußert sich zu möglichen Motiven nicht.

Dass eine einzelne Bass so im Fokus steht, ist für die örtliche Polizei eine neue Erfahrung. „Das war ungewöhnlich“, sagt Schlaffer. Zwar beobachtet die Polizei den Buttnmandllauf schon länger aufmerksam, weil große Menschenmengen, Alkohol und Emotionen immer wieder für Konflikte sorgen. Ein möglicher Messerangriff auf einzelne Mitglieder ist jedoch eine andere Dimension. Die Antwort der Polizei war ein deutlich verstärkter Einsatz. Insgesamt vier Streifen mit jeweils drei bis vier Beamten seien im Talkessel unterwegs gewesen, beginnend bereits mit dem Nikolausumzug der Bundeswehrsoldaten am vergangenen Freitag.

Der Krampus- und Buttnmandlbrauch ist ein regionales Unikum, ein Einkehrbrauch: Bassen aus Nikolaus, Buttnmandln und Kramperln ziehen am 5. und 6. Dezember von Haus zu Haus. Im Fokus stehen die Kinderstellen. Allerdings: Das Publikum ist gewachsen, vor allem im Zentrum des Marktes von Berchtesgaden. Gerade dort hat sich das Umfeld spürbar verändert. Die Polizei spricht von tausenden Besuchern in diesem Jahr. Viele Bassen meiden den Marktbereich deshalb. Aus Sicht der Beamten war das Wochenende dennoch gelungen: „Wir hatten keine größeren Einsätze“, fasst Daniela Schlaffer zusammen. Es habe zwar immer wieder größere Ansammlungen von Menschen gegeben, doch alles sei äußerst ruhig abgelaufen. Die Drohung gegen die Weissei Bass in diesem Jahr sei eine Ausnahme gewesen, ein Extremfall, heißt es bei der Polizei.KILIAN PFEIFFER

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