Seit 66 Jahren unzertrennlich

von Redaktion

Helga und Charly Dollacker über das Geheimnis ihrer glücklichen Ehe

Das junge Paar im Fasching. Bis heute teilt es viele Hobbys.

Die Dollackers als junges Brautpaar am 2. Oktober 1965.

Gemeinsam stark: Charly und Helga Dollacker daheim in Gilching. © Andrea Jaksch

Gilching – Seit 66 Jahren sind Helga und Charly Dollacker ein Paar. Der Zweite Weihnachtsfeiertag im Jahr 1959 hat sie zusammengebracht. „‚Salomon und die Königin von Saba‘ mit Gina Lollobrigida und Yul Brynner“, flüstert Helga Dollacker noch heute vor sich hin, wenn sie von jenem magischen Kinobesuch erzählt. Zwischen der damals 16-Jährigen und ihrem Charly hatte es auf den ersten Blick gefunkt. Der Zauber passierte noch vor Filmbeginn: „Da stand dieser fesche Kerl – 17 Jahre alt, dunkles Haar, wunderschöne grüne Augen – auf der opulenten Treppe im Royal-Palast am Münchner Goetheplatz und grinste mich breit an.“

Zum Glück war der sonst so strenge Vater des Madls an jenem Tag gut aufgelegt gewesen. Ausnahmsweise durfte Helga mit ihrer Cousine Hanna zur Nachmittagsvorstellung ins Kino. Dort trafen die Mädchen Hannas Freund Herbert und dessen lustigen Spezl Charly. Der Monumentalfilm war schwere Kost, die Herzen aber plötzlich ganz leicht.

„Bis heute waren wir nie länger als vier Wochen voneinander getrennt“, erzählen die Dollackers. Gestern stecken die zwei mitten in den Vorbereitungen für Weihnachten. Daheim in Gilching im Kreis Starnberg stellt der 83-Jährige seine selbst gebaute Krippe auf, während die 82-Jährige die Einkäufe plant. Die gemeinsame Kasse verwaltet die gelernte Kontoristin einer Bank schon 60 Ehejahre lang. Erst am Abend zuvor hatten sich die Dollackers endlich wieder in die Arme schließen können. Da kam Charly Dollacker aus Teneriffa zurück, wo er in ihrem Ferienhaus nach dem Rechten geschaut hatte. „Wir können schlecht ohneeinander“, geben sie zu. Gefrühstückt hätten sie zuletzt immer „live“ am Telefon. Mittags, zur Kaffeezeit und vorm Zubettgehen hörten sie sich dann noch mal.

„Schmetterlinge im Bauch“ dementieren die beiden trotz aller Wiedersehensfreude: „Nach so vielen Jahren verändert sich die Liebe und man selbst. Aber wir wissen, dass wir uns immer aufeinander verlassen können.“ Solch Vertrauen aber müsse man sich als Paar verdienen. Jahrzehnt für Jahrzehnt. Als in Berlin eine Mauer errichtet wird, München zu Olympischen Spielen lädt und die besagte Mauer wieder fällt, meistern die Dollackers ihren Alltag. Die Ur-Münchner ziehen ohne Möbel in ihr erstes Apartment im Westend, später in eine Drei-Zimmer-Wohnung nach Kleinhadern und als Rentner nach Gilching. Charly Dollacker schloss ein Abendstudium als Ingenieur ab, Sohn Florian kam 1973 zur Welt und Helga Dollacker schulte danach noch zur Außendienstlerin um.

Goldene oder gar Diamantene Hochzeiten, wie die Dollackers sie heuer im Oktober feierten, sind seltener geworden. „Damit Zuneigung und Liebe bleiben, muss man immer ehrlich zueinander sein“, sagt Helga Dollacker. „Das Wichtigste muss sein, dass es dem anderen gut geht.“ Selbst in Umbruchphasen. „Wenn man so jung zusammenkommt wie wir, weiß man noch nicht, wer man ist und welche Interessen man hat.“ Die Dollackers wachsen zusammen. Nicht nur finanziell und als Familie. Auch persönlich. Sie gehen Wandern, lernen Skifahren und spielen Tennis. „In meiner ausgeprägten Yoga-Phase hat mich mein Mann einfach machen lassen, aber als ich Reiten lernen wollte, hat er direkt mitgemacht.“ Und die Winter auf Teneriffa mit seinen duftenden Geranien lieben beide gleichermaßen.

Inzwischen sehen Helga und Charly Dollacker, wie von befreundeten Paaren nur mehr eine Witwe oder ein Witwer übrig bleibt. Er hatte Hautkrebs, sie kämpft mit Arthrose und ihren Augen. „Wir sind unglaublich dankbar für jeden Tag, den wir zusammen sein dürfen“, sagen sie. Bald macht sich Charly Dollacker daran, den Christbaum mit selbst gebastelten Strohsternen zu schmücken. Die Feiertage verbringen sie mit ihrem Sohn, der Schwiegertochter und den drei Enkeln Bastian, Emilia und Valentina. „Dass aus uns eine große Familie geworden ist, ist das Schönste.“ CORNELIA SCHRAMM

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