Der Marienplatz in Dingolfing. Hier fand bis zum 7. Dezember der Nikolausmarkt statt. Wegen mutmaßlicher Anschlagspläne auf einen Weihnachtsmarkt im Raum Dingolfing wurden fünf Männer festgenommen. © dpa
Dingolfing – Es ist der Tag danach: Der Tag, nachdem die Dingolfinger erfahren haben, dass fünf Männer mutmaßlich einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in ihrer Heimat geplant haben. „Fassungslos, ungläubig, geschockt“, so beschreibt eine Café-Mitarbeiterin ihre Stimmungslage – und die ihrer Gäste. Es sei jetzt nicht so, dass nur über dieses Thema geredet werde, sagt sie. „Aber man merkt, dass heute die Stimmung etwas gedämpfter ist als sonst.“
„Man meint, das passiert bei uns nicht“, sagte ein Passant der Mediengruppe Bayern. Der Dingolfinger steht auf dem Marienplatz, an dem bis zum 7. Dezember noch zahlreiche Buden des Dingolfinger Nikolausmarktes aufgebaut waren.
Von einem mutmaßlichen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt im Raum Dingolfing ist die Rede, den fünf Männer geplant haben sollen – wenn auch wohl noch nicht in allen Details. „Pläne für einen Anschlag an einem bestimmten Tag oder an einem bestimmten Weihnachtsmarkt gibt es nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht“, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Durch die Festnahmeaktion „konnte eine konkrete Gefahr nach derzeitigem Stand bereits in einem sehr frühen Stadium unterbunden werden.“
Die Männer, ein 56-jährige Ägypter, ein 37-jährigen Syrer und drei Marokkaner im Alter von 22, 28 und 30 Jahren wurden am Freitag festgenommen. Sie wollten mit einem Fahrzeug auf einen Weihnachtsmarkt fahren und „möglichst viele Menschen töten oder verletzen“, so die Generalstaatsanwaltschaft. Gefasst wurden die Männer laut einem Medienbericht im Bereich des Grenzübergangs Suben, also im Grenzgebiet zu Österreich.
„Komplett geschockt“, so fühle sie sich gerade, sagt Maria Huber (UWG), die nach dem Rücktritt des ersten Bürgermeisters Armin Grassinger vor einem Monat nun die Amtsgeschäfte in Dingolfing führt. „Es ist kaum vorstellbar, was da hätte alles passieren können“, sagt sie. Ihr Umfeld erlebe sie dennoch als gefasst. „Ich selbst vertraue auf die Arbeit der Ermittlungsbehörden – und auf Gott“, sagt sie. Die Dingolfinger würden auch diese schwere Zeit überstehen.
Werner Bumeder, Landrat von Dingolfing-Landau, zeigte sich ebenfalls „erschüttert“. „Gleichzeitig bin ich froh, dass die Spezialkräfte und Ermittler Schlimmeres verhindern konnten“, sagte er gegenüber der Mediengruppe Bayern. Der Landrat erklärte, dass alle laufenden und geplanten Christkindlmärkte im Landkreis stattfinden werden. „Von behördlicher Seite gibt es diesbezüglich keine Änderungen oder zusätzlichen Auflagen. Sicherheitskonzepte lagen für alle Märkte bereits vor, diese haben weiterhin Bestand.“
Auch aus den Polizeipräsidien Niederbayern, München und Mittelfranken heißt es, dass man nach den Festnahmen in Zusammenhang mit den Anschlagsplänen keine Notwendigkeit sehe, die Sicherheitsmaßnahmen an Weihnachtsmärkten zu verschärfen. Innenminister Herrmann hatte Ende November zu Beginn der Weihnachtsmarkt-Saison in Bayern erklärt, dass alle Sicherheitskonzepte umfassend überprüft und bei Bedarf angepasst worden seien. „Die Polizei wird uniformiert und zivil stark präsent sein“, so der Minister. Zudem würden Polizeikräfte selektive Personen- und Taschenkontrollen durchführen, unter anderem zur Überprüfung des seit Oktober 2024 geltenden Messerverbots auf Weihnachtsmärkten.
Unter dem Eindruck des Anschlags von Magdeburg 2024, als ein Mann mit einem Mietwagen in die Menschenmenge fuhr und dabei sechs Menschen tötete und über 300 verletzte, wurden die Sicherheitskonzepte der Weihnachtsmärkte überarbeitet – mit erhöhter Polizeipräsenz, Zufahrtssperren und Einlasskontrollen. Auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt sind unter anderem an sechs Posten Polizeibeamte in Polizeibussen stationiert. Am Weihnachtsmarkt in Augsburg soll die Sicherheit erstmals auch durch temporäre Videoüberwachung erhöht werden. Gesichert war auch der Nikolausmarkt in Dingolfing. Betonquader und Absperrungen waren aufgestellt, um den Markt und die Besucher vor einem möglichen Attentat per Auto zu schützen. BEATRICE OSSBERGER