München – Die häusliche Pflege braucht aus Sicht der VdK-Präsidentin Verena Bentele einen radikalen Neuanfang. Und sie machte gestern einen konkreten Vorschlag, wie der aussehen könnte: kommunale Pflegeämter. Die Pflege müsse Pflichtaufgabe der Kommunen werden, fordert sie. So wie es heute bereits die Kinder- und Jugendhilfe ist. „Sie sind nah am Bürger, sie kennen die Herausforderungen vor Ort und können am besten steuern.“ Pflegeämter in den Rathäusern könnten den Bedarf vor Ort erfassen, Pflegeangebote steuern und im Fall der Unterversorgung selbst Angebote aufbauen. Sie hätten den Überblick über bestehende Pflegeangebote privater Träger oder der freien Wohlfahrtsverbände und könnten alle Akteure miteinander vernetzen. „Es ist höchste Zeit, dass Pflegebedürftige und ihre Familien Unterstützung aus einer Hand erhalten, bevor die Belastung sie erdrückt“, sagte Bentele.
Die Kommunen würden über kleinräumige Daten verfügen, seien nah am Menschen und könnten Maßnahmen passgenau umsetzen. Betroffene oder deren Angehörige würden dann nicht von Stelle zu Stelle geschickt, sie hätten feste Ansprechpartner bei der Kommune. In Dänemark wird diese Idee bereits umgesetzt. Der Sozialverband hat den Ort Apenrade nahe der Grenze zu Deutschland besucht, um sich ein Bild davon zu machen, wie die kommunale Pflegeversorgung dort funktioniert. Dort gibt es bereits eine aufsuchende Pflegeberatung, Betroffene würden schnell und unbürokratisch in ihrer Gemeinde Unterstützung bekommen.
In Deutschland gebe es teils große Versorgungslücken, weil in der derzeitigen Pflegeversicherung viele Aufgaben nicht eindeutig geregelt sind, sagt Bentele. Unter der Federführung der Kommunen könnten familiäre, nachbarschaftliche und professionelle Hilfsangebote ineinandergreifen.
Damit der Vorschlag umsetzbar ist, müssten die Kommunen aber das nötige Geld dafür bekommen, betont Bentele. Der VdK fordert eine vollständige und dauerhafte Finanzierung durch Bund und Länder. Das könnte laut Bentele unbürokratisch über eine Erhöhung der Mittel des kommunalen Finanzausgleichs erfolgen. Die VdK-Präsidentin geht davon aus, dass einige Kosten sogar deutlich gesenkt werden würden, wenn alle Hilfsangebote und präventive Maßnahmen gezielter ineinandergreifen. Die Rolle der Pflegekasse als Kostenträger individueller Pflegeleistungen soll erhalten bleiben. Ebenso die Feststellung eines Pflegegrads. KWO