Junge Jahre: Als Hostess bei den Olympischen Spielen lernte Silvia Sommerlath Carl Gustav kennen. © Archiv O. Schmidt
Aufgeregt: Gebirgsschütze Rainer Lorz.
Handschlag: Kinder überreichen Blumen. © babiradpicture
Ehre: Ministerin Ulrike Scharf und Ministerpräsident Markus Söder verleihen der Königin die Staatsmedaille. © Tinnefeld/Api
Verliebt in München: Königin Silvia von Schweden wird von Trachtlern und Gebirgsschützen begrüßt. © Sven Hoppe/dpa
München – Es ist nicht sein erster Aufritt vor einem royalen Promi: „Ich habe schon mal Ludwig Prinz von Bayern getroffen“, sagt Rainer Lorz, Hauptmann der Gebirgsschützen Wolfratshausen. Trotzdem ist der gestandene Mann mit den vielen Orden aufgeregt. „Wir repräsentieren ja den bayerischen Staat.“ Dann endlich ist es so weit: Ein schwarzer BMW hält vor der Oper und ihre Majestät Königin Silvia von Schweden steigt aus. Zuschauer schwenken bayerische und schwedische Fähnchen, Trachtler machen Musik. Lächelnd schreitet die Monarchin neben Markus Söder den roten Teppich entlang. Bei Lorz und seinen 31 Mann bleiben sie stehen. Drei Salutschüsse knallen durch die Luft.
Mit einem Festakt wurde die schwedische Königin Silvia am Mittwoch am Max-Joseph-Platz in München empfangen, samt Ehrenkompanie der Gebirgsschützen und einer Abordnung der Trachtenverbände. Der Grund: In der Residenz zeichneten Ministerpräsident Söder und Sozialministerin Ulrike Scharf die 81-Jährige mit der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste aus. Wegen ihres Einsatzes zum Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt und der von ihr 1999 gegründeten World Childhood Foundation. Das ist ein weltweites Netzwerk, das das Wohl von Kindern im Blick hat. Am Festakt nahmen unter anderem Herzog Franz von Bayern, Prinz Leopold von Bayern, Prinzessin Ursula von Bayern und Landtagspräsidentin Ilse Aigner teil.
Im Thronsaal des Königs trägt sich Königin Silvia ins Gästebuch der Bayerischen Staatsregierung ein. Dann tritt Söder ans Rednerpult. Nennt sie eine „Königin mit großem Stil und Wärme“, die das Tabuthema Gewalt gegen Kinder „auf die Weltbühne bringt“. Scharf würdigt sie in ihrer Laudatio als „Königin durch Haltung, innere Größe und Menschlichkeit“. Sie sei „Vorbild für Verantwortung, mahne mit der Wucht der Wahrheit und einer Klarheit, die berührt“. Kinderschutz sei Maßstab für Menschlichkeit. „Kinder brauchen Sicherheit und Erwachsene, die für sie aufstehen.“ Sie inspiriere mit ihrem Wirken: „Ich bin dankbar für Ihr Engagement. Sie lassen unser Land heller leuchten.“ Allein in Deutschland gibt es elf Childhood-Häuser. Scharf findet es wichtig, dass neben dem Haus in München nun ein zweites in Bayern eröffnet wird – in Würzburg. „Das sind Schutzorte für Kinder und Jugendliche, die körperliche und sexualisierte Gewalt erlitten oder erlebt haben.“ Kinderschutz sei Verfassungsauftrag und eine Herzenssache. Dann ist die „Königin der Helfenden“, wie Scharf sie nennt, an der Reihe: In einem weißen Kostüm gekleidet und auf Deutsch erklärt die gebürtige Heidelbergerin, dass sie emsig daran arbeite, die Zukunft betroffener Kinder zu unterstützen. Sie freue sich, in München zu sein: Hier hat sie studiert, ihr Examen gemacht. „Hier habe ich mich verliebt“, erzählt die Königin. Denn bei den Olympischen Spielen 1972, wo sie als Hostess arbeitete, lernte sie ihren späteren Ehemann Carl Gustav von Schweden kennen. Sie sei der Landeshauptstadt bis heute verbunden: „Ich habe zwei Koffer in München.“ Und verspricht: „Ich komme wieder.“
Im Anschluss gibt es ein Mittagessen an einer langen Tafel im Antiquarium, das Söder als „größten und prächtigsten Renaissancesaal nördlich der Alpen“ bezeichnet. Auf dem Speiseplan stehen: Tartar vom Saibling, Ente mit Knödel und Blaukraut und als Nachspeise Bratapfel. Königin Silvia steht auf, dankt für die Ehre. Dann denkt sie noch mal an die in Not geratenen Kinder: „Die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung angekündigte Förderung für Childhood-Häuser wird dieses Vorhaben hoffentlich weiter beflügeln.“ Die Königin der Helfenden gibt nicht auf. MARLENE KADACH