Das Rätsel um Bayerns unbekannte Tote

von Redaktion

187 Opfer laut LKA noch nicht identifiziert

DNA-Analyse ist ein wichtiges Mittel zur Identifikation unbekannter Toter. © Marcus Brandt, dpa

München – Ein Toter, den niemand vermisst und den die Polizei nicht identifizieren kann: Das wirkt in Zeiten sozialer Vernetzung und moderner Ermittlungstechnik doch etwas ungewöhnlich. Solche Fälle gibt es allerdings immer wieder. Die sterblichen Überreste von 187 Personen konnten laut dem Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1962 nicht identifiziert werden.

Auch in München gibt es solche Fälle. So wurde am 30. November 2018 ein Mann leblos an einer Parkbank in der Nähe der Theresienwiese gefunden. Bis heute ist nicht bekannt, wer er war. Scheinbar war er ohne festen Wohnsitz, heißt es auf der Fahndungsseite der Polizei. Geschlafen hat der Unbekannte wohl in einem Schlafsack im Freien. Und er ist nicht der einzige Tote in München, der bis heute nicht identifiziert werden konnte.

Im Sommer 2010 hat eine Frau beim Spazierengehen im Hans-Fischer-Park zwischen Poccistraße und Bavariaring eine regungslos im hohen Gras liegende Person bemerkt. Auf der Fahndungsseite steht, dass der Unbekannte vermutlich an einer Unterkühlung starb. Er trug eine Kette mit einem weißen Ankeranhänger. Außerdem hat er eine markante Tätowierung am Unterarm. Bis heute sucht die Polizei nach Zeugen.

Dass ein unbekannter Toter zu einem Langzeitfall werde, sei heute ungewöhnlich, sagt Martin Cornils, Leiter des Sachgebiets Personenfahndung des LKA. Findet die Polizei einen unbekannten Toten, sei der erste Schritt, dessen DNA in einer bundesweiten Datenbank zu hinterlegen. Dort gespeichert könne sie auch später noch, etwa mit der DNA von Vermissten, abgeglichen werden. Hilfreich sind laut Cornils zudem gespeicherte Fingerabdrücke, der Zahnstatus der Leiche, Öffentlichkeitskampagnen oder Phantombildzeichnungen.

Wie wichtig es ist, dass Menschen integriert sind, macht der folgende Fall deutlich: Anfang Oktober wurde laut Cornils an der Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Roth die Leiche eines Mannes arabischer Erscheinung gefunden, der aus ungeklärter Ursache von einem Zug erfasst worden war. „Bisher haben wir keine übereinstimmende Vermisstenmeldung.“ Auch ein DNA-Abgleich war bislang nicht erfolgreich.

In einem anderen Fall konnten die Ermittler vor Kurzem offene Fragen klären. Seit September versuchten sie, einen etwa 40 Jahre alten Mann zu identifizieren, der nahe einer Bahnlinie bei Starnberg gefunden worden war. Dabei halfen ihnen die Kontobewegungen des Mannes, der in Regensburg als vermisst gemeldet worden war. Nachdem der Polizei aufgefallen war, dass der Vermisste in Starnberg Geld abgehoben hatte, brachten Foto- und DNA-Vergleiche Gewissheit über seine Identität. Sie gehen davon aus, dass der Mann bei einem Unfall starb.DPA/MM

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