Bereit zum Abschuss: Ein Jäger nimmt hier gerade auf dem Jenner in Berchtesgaden eine Gams ins Visier. © Sebastian Gabriel/pa
München – Bayerische Jäger haben noch nie so viele Füchse und Waschbären abgeschossen wie im zurückliegenden Jagdjahr 2024/25. Das zeigt die vom bayerischen Wirtschaftsministerium veröffentlichte sogenannte Streckenliste. Allerdings gibt es auch Arten, deren Jagd von Naturschützern kritisiert wird.
„Bayerns Jägerschaft hilft, die Verbreitung invasiver Arten zu verringern“, meldet Bayerns Jagdminister Hubert Aiwanger (FW). So hat die Zahl getöteter Waschbären mit über 9600 einen neuen Höchststand erreicht. Es sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2018/19 wurden nur knapp 2600 Tiere erlegt. Wie bei Füchsen und den gleichfalls erlegten Nutrias sei der Höchststand auch auf die im Mai 2024 eingeführte Erlaubnis zurückzuführen, Nachtsichtgeräte bei der Jagd zu verwenden. „Die Raubwildstrecken in Bayern steigen. Das ist ein Indiz dafür, dass die Populationen zunehmen, insbesondere die der invasiven Arten“, erklärte Aiwanger. Auch Norbert Schäffer, Chef des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV), hält den aus Nordamerika stammenden Waschbären hierzulande für eine Problemart. „Die Tiere vermehren sich sprunghaft, da werden wir noch große Probleme bekommen“, prophezeit er. Der Waschbär gehe sogar gezielt an Nistkästen, gefährde von Kohlmeise bis zum Star auch viele Gartenvögel. Auch mit dem von Aiwanger hervorgehobenen vermehrten Abschuss von Füchsen kann Schäffer leben – zumindest dort, wo wie im Donau- oder Altmühltal die ohnehin wenigen Brutpaare von Wiesenbrütern wie Großer Brachvögel und Uferschnepfe gefährdet seien. Schäffer befindet sich hier in seltener Übereinstimmung mit Bayerns Jagdpräsident Ernst Weidenbusch, der betonte: „Rekordstrecken bei Füchsen und Waschbären sind aktiver, praktizierter Artenschutz.“
Meinungsunterschiede gibt es indes bei seltenen Arten. Das Rebhuhn etwa ist vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) gerade erst zum Vogel des Jahres 2026 ausgerufen worden. Trotzdem wurden zuletzt 580 Tiere geschossen. Schäffer will nicht Knall auf Fall ein Jagdverbot. Aber er appelliere an die Jäger, das Rebhuhn nicht zu schießen. Die Art sei in den vergangenen 40 Jahren um 95 Prozent dezimiert worden – weil Gehölze und Sträucher fehlten und „die Landschaft leergeräumt“ sei. Das Hauptproblem sei also nicht die Jagd, sondern fehlender Lebensraum.
„Überflüssig“ hält der LBV-Chef außerdem den Abschuss von Eichelhähern und Elstern, deren Verhalten als Nisträuber übertrieben dargestellt werde. Sein Appell an die Jäger: „Hört einfach auf damit.“
Bei der Statistik des Wirtschaftsministeriums moniert Schäffer überdies einige Ungenauigkeiten. Es gebe ja weder eine „Wildgans“ noch eine „Wildente“, hier seien verschiedene, teils gefährdete Tiere mit invasiven Arten zusammengefasst. Aiwanger lobt in seiner Mitteilung lediglich den Rekordabschuss von Nilgänsen (5100 Stück), eine in Bayern nicht heimische Art, die gerne Jungpflanzen von Äckern zupft und deshalb den Landwirten verhasst ist.
Die mit Abstand meistgeschossene Tierart in Bayern war auch im Jagdjahr 2024/25 das Rehwild mit gut 354 000 Tieren, allerdings mit abnehmender Tendenz (18 000 weniger als im Vorjahr). Auch die Zahl geschossener Hirsche und Hirschkühe war mit 14 700 etwas rückläufig. Insgesamt freilich seien die Zahlen „das Ergebnis höchster Einsatzbereitschaft und der konsequenten Nutzung moderner Technik“, lobte Jagdpräsident Weidenbusch seine Mitglieder.DIRK WALTER