„Ich habe das Gefühl des Fremdschämens“

von Redaktion

Zorneding – Es hat Monate gedauert, bis sich die Stimmung in Zorneding nach Verlassen des Pfarrers Olivier Ndjimbi-Tshiende wieder gelegt hat. Der Bürgermeister von Zornding, Piet Mayr (CSU), befürchtet, mit dem neuen Buch des Geistlichen könnte das Thema in der Gemeinde wieder hochkochen.

-Herr Mayr, Sie durften bereits einen Blick in das Buch Olivier Ndjimbi-Tshiendes werfen. Gut oder schlecht?

Ich habe bis jetzt lediglich die Leseprobe im Internet gesehen, nicht das ganze Buch. Sich dazu zu äußern, ist deshalb schwer. Ich würde bei jeder Bewertung wahrscheinlich 50 Prozent Zustimmung und 50 Prozent Ablehnung bekommen. Die Entscheidung von Olivier Njimibi-Tshiende, dieses Buch zu veröffentlichen, kann und will ich nicht bewerten.

-Klingt eher nicht begeistert. . .

Aufgeregtheit hilft uns leider nicht weiter. Mir ist wichtig, ein friedliches Miteinander zu sichern. Es geht nicht um gut oder schlecht. Und nicht um Begeisterung. Es geht darum, dass das Buch das Thema wahrscheinlich wieder in der Gemeinde aufwühlt.

-Und das ist schlecht? Das Thema Ausgrenzung sollte doch nie abkühlen?

Das Thema Ausgrenzung behandle ich losgelöst von dem Buch. Grundsätzlich spreche ich mich gegen jede Art von Ausgrenzung aus. Man sollte immer versuchen, im Gespräch zu bleiben.

-Wie ist die Stimmung im Gemeinderat und in der CSU?

Bisher gibt es keine Resonanz zum Buch. Mal schauen, ob das so bleibt. Es werden ja einige Personen aus dem Ort von Olivier Ndjimbi-Tshiende beim Namen genannt (Anmerk. d. Redaktion, auch Sylvia Boher).

-Und in der Gemeinde?

Zurzeit gut. Es hat lange gedauert, bis das Thema in Zorneding abgeebbt war und die Gemeinde zur Ruhe kam. Seit Kurzem haben wir auch einen neuen Pfarrer.

-Mathias Häusl ist der neue Pfarrer, er sagt, er sei völlig unvoreingenommen in die Gemeinde gekommen.

Ja, das merken wir. Er geht offen und nett auf alle Menschen zu. Die Kirchengemeinde in Zorneding braucht einen zuverlässigen Anker, den haben wir jetzt wieder.

-Haben Sie Kontakt zu Olivier Ndjimbi-Tshiende?

Ich hatte kurz nach seinen Weggang mit ihm privat Kontakt, jetzt habe ich keinen mehr, aber seine Handynummer.

-Schämen Sie sich für das, was in Zorneding passiert ist, für den Hass einiger gegen den ehemaligen Pfarrer?

Die überwältigende Mehrheit der Zornedinger hat ihre Solidarität mit dem Pfarrer durch Worte und Taten bekundet. Für den Hass einiger, der von außen hereingetragen wurde, habe ich eher das Gefühl des Fremdschämens.

Interview: Christoph Hollender

Artikel 4 von 4