Berühmte Spionagefälle in Deutschland

von Redaktion

Der Fall Kuron

Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung kam 1990 heraus, dass der für Spionageabwehr zuständige Verfassungsschützer Klaus Kuron für Geld acht Jahre lang Interna an die DDR verraten hatte. Urteil: zwölf Jahre.

Gabriele Gast, Regierungsdirektorin beim BND, wurde 1990 festgenommen und zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Wie viele Agentinnen hatte sie „aus Liebe“ zu einem Stasi-Offizier Erkenntnisse geliefert, die ihr „bedeutsam“ erschienen. Ihr Deckname war „Gisela“. Gast arbeitete in Pullach in der Auswertung, Referat Sowjetunion. 1999 schrieb sie eine Autobiografie mit dem bizarren Titel „Kundschafterin des Friedens. 17 Jahre Topspionin der DDR beim BND“. Darin versuchte sie, ihre Taten im Nachhinein zu rechtfertigen.

Hansjoachim Tiedge, Regierungsdirektor beim Bundesamt für Verfassungsschutz, setzte sich 1985 per Eisenbahn in die DDR ab. „Ich habe dem MfS (Ministerium für Staatssicherheit) alles gesagt, was ich wusste“, bekannte er 1993 in einem Interview. Nach seinem Seitenwechsel übermittelte er der Bundesrepublik noch einen handgeschriebenen Brief: „Ich bin nicht bereit, mit offiziellen Vertretern der Bundesrepublik oder mit Vertretern der Medien zu sprechen“, stand darin.

Otto John, der erste Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, verschwand 1954 von West- nach Ost-Berlin. Ob dieser Schritt freiwillig war oder ob John – wie er behauptete – verschleppt wurde, konnte nicht eindeutig geklärt werden. John wurde monatelang in Moskau verhört und dann wieder in die DDR gebracht, wo die Stasi ihn mit Büro, Sekretärin und Dienstwagen ausstatte. John kehrte ein Jahr später in die BRD zurück und wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Er starb 1997 mit 88 verarmt in Österreich.

Günter Guillaume, persönlicher Referent von Kanzler Willy Brandt (SPD), flog 1974 als Spion für Ost-Berlin auf. Brandt übernahm die politische Verantwortung für den Verrat und trat zurück. Der zu 13 Jahren Haft verurteilte Guillaume wurde 1981 im Zuge einer Austauschaktion in die DDR abgeschoben.  dpa/sts

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