München – Es ist eine gigantische Studie, die die Barmer Krankenkasse gemacht hat. Thema: der Deutsche und seine Gesundheit, seine Arbeitszufriedenheit und seine Zufriedenheit mit dem Leben an sich. Dazu haben sie 3,5 Millionen Datensätze ihrer Kunden ausgewertet und dazu noch eine repräsentative Befragung unter 8000 Bundesbürgern gemacht. Das Ergebnis: ein detaillierter statistischer Einblick in die Seele des arbeitenden Deutschen. Das sind die acht wichtigsten Ergebnisse – mit besonderem Fokus auf Bayern.
1. Der Bayer mag sein Leben
Es wird ja gerne und viel geschimpft im Leben. Früher war alles besser, das hört man immer wieder. Viele Menschen haben zudem Angst um die Zukunft. Reicht die Rente? Wird der FC Bayern jemals wieder die Champions League gewinnen? Es gibt viele Dinge, um die man sich sorgen kann. Aber anscheinend ist alles gar nicht so schlimm. Im Gegenteil: Über 51 Prozent der Bayern stimmen dem Satz zu: „In den meisten Bereichen entspricht mein Leben meinen Idealvorstellungen“, noch mal 32,5 Prozent der Menschen im Freistaat stimmen dem Satz „teilweise zu“. Das ist eigentlich eine schöne Vorstellung, dass über 84 Prozent der Mitmenschen ein zufriedenes Leben führen.
Ganz anders ist das in Sachsen, im Saarland und in Bremen, wo die Zahl der Frustrierten weitaus höher ist. In Bremen sagen über 36 Prozent der Befragten, dass ihr Leben überhaupt nicht den Idealvorstellungen entspricht. Aber auch in Bayern gibt es Unterschiede: „Die zufriedensten Menschen leben in Ober- und Niederbayern“, sagt Studienleiter Professor Stephan Böhm von der Universität St. Gallen. Die Oberfranken, Unterfranken und Schwaben sind dagegen die Schlusslichter in der bayernweiten Gute-Laune-Tabelle.
2. Kinder halten einen gesund
Landläufig glaubt man ja, dass Kinder vor allem glücklich machen – und manchmal auch müde, weil sie einen nicht ausschlafen lassen. Aber laut der neuen Gesundheitsstudie macht Nachwuchs gesund. Berufstätige Mamis und Papis aus Bayern leben länger, sie nehmen weniger Medikamente und sie sind weniger krank als Berufstätige ohne Kinder. Bei Männern mit Familie kommt noch etwas dazu – sie sind weniger psychisch belastet. Zentrales Ergebnis des Gesundheitsreports: Kinder führen eben nicht zu erhöhter emotionaler Erschöpfung und mehr Stress.
3. Der Bayer ist viel weniger krank
Der Deutsche ist im Schnitt 17,7 Tage im Jahr krank und kann nicht arbeiten. Das ist dem Oberbayern allerdings viel zu viel – entweder er lebt gesünder oder er traut sich nicht, krankzumachen. Jedenfalls kommt der Münchner gerade mal auf 12,9 und der Rosenheimer auf 15,5 Krankheitstage (siehe Grafik). Dagegen sind die Berufstätigen im Kreis Freyung-Grafenau im Schnitt 19 Tage im Jahr krank, ebenfalls weit über dem Bundesschnitt liegen die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern (21,6 Tage), Thüringen (21,3 Tage) und im Saarland (20,2 Tage).
Die häufigste Diagnose von Krankschreibungen war im Jahr 2016 eine „akute Infektion der oberen Atemwege“. Auch ganz vorne dabei: „Depressive Episoden“ sowie „Rückenschmerzen“. Jede Erwerbsperson war 2016 statistisch gesehen fast genau einen Tag krankgeschrieben, weil der Rücken weh getan hat.
4. Besonders anfällig: Handwerker
Anscheinend gibt es Berufe, die mehr und welche, die weniger krank machen. Seelsorger und Erzieher sind viel häufiger wegen ihrer psychischen Belastung krank als andere Arbeitnehmer. Häufiger in ärztlicher Behandlung als der Durchschnitt sind Handwerker in Bau-, Metall-, Chemie- und Lagerberufen, aber auch Friseure, Reinigungskräfte, Hauswirtschafter und Elektroniker. Weniger krankgeschrieben als der Schnitt sind hingegen Künstler, Medienschaffende, Menschen in naturwissenschaftlichen Berufen und Verwaltungswissenschaftler.
5. Der verflixte Montag
Die Woche hat sieben Tage, aber über ein Drittel aller Krankschreibungen passieren an einem Montag. Das ist das Ergebnis der Gesundheitsreports Bayern 2017. 21 Prozent der Krankschreibungen entfallen auf einen Dienstag und nur noch zehn Prozent auf einen Freitag.
6. Abschalten ist Gold wert
Arbeiten ist ja schön und gut: Es sichert die Existenz und macht im besten Fall auch noch Spaß. Aber trotzdem sollte man Freizeit und Job so gut es geht trennen. „Abgrenzungsfähigkeit“ heißt das im Fachjargon. Je stärker die gedankliche Distanzierung ist, heißt es in der Studie, desto geringer die Häufigkeit von Schlafproblemen sowie die Häufigkeit von Konflikten zwischen Arbeit und Familie. In Kurzform: Wer daheim nicht immer an die Arbeit denkt, der ist zufriedener. An der Studie haben Menschen teilgenommen, die außerhalb der regulären Arbeitszeit 15 Stunden und mehr pro Woche mit Arbeitsdingen beschäftigt waren, mit E-Mails oder Telefonaten. Ergebnis: Diese Menschen waren emotional viel erschöpfter. Studienleiter Professor Böhm hat zwei ganz konkrete Dinge benannt, die das Leben laut der Befragung oft besser machen können: der Verzicht auf das Diensthandy und den Dienstcomputer.
7. Flexible Zeiten sind prima
Immer weniger Menschen haben laut der Studie feste Arbeitszeiten. Es sind nur noch 52 Prozent der Erwerbstätigen, die strikte Zeiten haben, in denen sie im Büro, der Werkstatt oder der Fabrik beginnen und wieder aufhören. Der Rest arbeitet in Gleitzeit, im Homeoffice oder gleich von unterwegs. In Bayern haben inzwischen schon 37 Prozent der Arbeitstätigen die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Und siehe da: Dort, wo die Menschen häufiger daheim arbeiten dürfen, dort gibt es weniger Krankheitstage. Überhaupt gilt: Mehr Flexibilität am Arbeitsplatz sorgt für mehr Zufriedenheit im Leben.
8. Geld macht doch glücklich
Wer ist glücklicher – Mann oder Frau? Der Gesundheitsreport liefert ein eindeutiges Ergebnis: Es gibt keinen Unterschied. Ältere Menschen sind genauso zufrieden mit ihrem Leben wie jüngere. Aber ein paar andere Dinge machen sehr wohl den Unterschied. Höhere Bildung macht zufriedener, genau wie eine höhere berufliche Stellung sowie ein höheres Einkommen. Je höher das persönliche Nettoeinkommen ist, desto höher wird die Lebenszufriedenheit eingeschätzt. 70,2 Prozent der Top-Verdiener mit über 4 000 Euro im Monat finden, dass ihr Leben ziemlich super ist. Bei den Menschen mit unter 1000 Euro im Monat sind es nur 38 Prozent. Statistisch gesehen macht Geld wohl doch glücklich.