Gefährliches Nervengift für Bienen

von Redaktion

Ein Gutachten bestätigt die Gefahr von Neonicotinoiden für Bienen – die Bayerische Landtagsopposition fordert ein umfassendes Verbot

München/Brüssel – Die Gefahr lauert in Blütenpollen, im Wasser oder im aufgewirbelten Staub bei der Aussaat – auf diesen Wegen nehmen Bienen die sogenannten Neonicotinoide auf, die als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft weit verbreitet sind. Die Folgen können fatal sein: Bereits in geringer Dosis können Mittel mit diesen synthetischen Wirkstoffen für Bienen tödlich sein. In Baden-Württemberg starben im Jahr 2008 mehr als 10 000 Bienenvölker an einer Staubwolke aus diesem Insektengift – Grund war wohl eine falsche Anwendung. Aber auch, wenn die tödliche Dosis nicht erreicht wird, richtet der Wirkstoff Schaden an: Er greift den Orientierungssinn der Insekten an, so dass sie nicht mehr in den Bienenstock zurückfinden und schädigt die Fortpflanzungsfähigkeit.

Diese Erkenntnisse sind nicht unbedingt neu. Aber ein aktueller Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hat diese Gefahren noch einmal verdeutlicht – und der Debatte um ein vollständiges Verbot der Substanzen neuen Schub gegeben.

Die politischen Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Die geschäftsführende Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) forderte ein schnelles Verbot der drei untersuchten Mittel im gesamten Freiland. Schon vor vier Jahren ist der Einsatz EU-weit beschränkt worden. Doch es gibt zahlreiche Ausnahmen, von denen in vielen Ländern auch rege Gebrauch gemacht wird. Die EU-Kommission hat deshalb vor einem knappen Jahr schon ein vollständiges Freiland-Verbot vorgeschlagen. Doch die Mitgliedsländer wollten vor einer Entscheidung erst den Efsa-Bericht abwarten.

Nun ist er da. Aber offenbar ist Noch-Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) diese Einschätzung immer noch nicht genug. Er teilte mit, die Ergebnisse durch das Julius-Kühn-Institut in Braunschweig noch einmal prüfen zu lassen. Dennoch glaube er, dass eine weitere Einschränkung zu erwarten sei. Eine Entscheidung in Brüssel war ursprünglich noch für diesen März geplant, ein genauer Termin steht aber noch nicht fest.

Die Opposition im Bayerischen Landtag fordert die Staatsregierung auf, sich für ein nationales Verbot stark zu machen – und nicht auf Brüssel zu warten. „Frankreich ist hier mit gutem Beispiel vorangegangen“, sagt Florian von Brunn (SPD). Dort sind mittlerweile alle Neonicotinoide im Freiland verboten, Ausnahmeregelungen gibt es nur noch bis zum Jahr 2020. Gisela Sengl von den Grünen geht das angedachte Verbot nicht weit genug. „Es würde ja nur für drei Stoffe aus der Gruppe der Neonicotinoide gelten – sinnvoll wäre es, alle dieser Mittel zu verbieten.“ Die niedrigeren Erträge müssten die Landwirte eben mit sinnvolleren Fruchtfolgen ausgleichen, fordert die Bio-Bäuerin.

Ganz so einfach ist das aber nicht, heißt es sowohl bei der Landesanstalt für Landwirtschaft als auch beim Bayerischen Bauernverband. „Frau Sengl tut sich da als Öko-Landwirtin natürlich leichter, weil sie mehr Geld trotz geringerem Ertrag bekommt“, sagt Anton Huber vom Bauernverband. „Aber konventionelle Bauern bekommen ein Problem, wenn die Palette der Pflanzenschutzmittel immer kleiner wird.“ Denn die Insekten würden gegen die verbleibenden Mittel Resistenzen entwickeln. Die Folge: Weniger Ertrag. Statt weiter Kartoffeln oder Zuckerrüben anzubauen, würde so mancher Landwirt dann wohl auf rentablere Pflanzen umsteigen. Auf den vielgerügten Mais zum Beispiel. Und in einem Maisfeld finden die Bienen zwar nicht unbedingt den Tod, aber auch keine Nahrung – denn der Mais liefert keinen Nektar. Dominik Göttler

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