Simone Lautenschlager, 36, leitet den Studiengang Volksmusik an der Hochschule für Musik und Theater in München, den es seit 1963 gibt. Frau Lautenschlager, was ist das Besondere an Ihrem Studiengang?
Das Besondere ist das Gesamtpaket. Wer ein Instrument studiert, konzentriert sich meist nur auf das Musizieren. Das Volksmusik-Studium, das mit dem Bachelor of Music künstlerisch-pädagogisch abgeschlossen wird, besteht aus drei Teilen. Im Hauptfach studieren sie zwar ihr Instrument, aber die Studenten müssen genauso singen und tanzen. Neben der künstlerischen und der theoretischen Ausbildung spielt auch der pädagogische Teil eine wichtige Rolle. Und die Studenten lernen in den acht Semestern, ihr Wissen zu vermitteln.
Was sind die Grundvoraussetzungen?
Es gibt eigentlich nur eine einzige: die Aufnahmeprüfung. Sie besteht aus zwei Teilen: Theorie und Praxis. Im theoretischen Teil geht es um allgemeine Musiklehre und Gehörbildung. Die Bewerber müssen zum Beispiel eine Melodie in Noten schreiben oder Akkorde erfassen. Zum praktischen Teil gehört das klassische und volksmusikalische Vorspiel auf dem jeweiligen Instrument und zum Beispiel ein bayerisches Volkslied zu singen oder in der Gruppe zu spielen. Wichtig ist auch, Geduld und Gefühl für Menschen zu haben – sei es für seine Musikerkollegen, aber auch für das Publikum. Ausstrahlung und Bühnenpräsenz entwickeln sich oft erst.
Wie ist es um die Interessenten bestellt?
Es ist in Ordnung, über ein paar mehr würde ich mich aber freuen. Schön wären fünf Leute pro Jahrgang, also insgesamt 20. Das wäre die ideale Gruppengröße. Pro Jahr haben wir zwar fünf bis sechs Bewerber. Aber wer beim Vorspielen oder in der Theorie nicht gut genug ist, den lässt die Jury nicht zu.
Gibt es gute Berufsaussichten?
Definitiv. Die meisten, die Volksmusik studieren, wollen danach als Lehrer für ihr jeweiliges Instrument arbeiten – an der Musikschule oder selbstständig. Viele kombinieren beides, denn neben dem Unterrichten will man ja auch selber spielen. Im Studium lernen die Studenten auch die Grundlagen, um Singkreise oder Tanzworkshops zu leiten. Volksmusik ist zwar eine Nische, aber darin gibt es viele Möglichkeiten. Man muss nur genau hinschauen.
Interview: Magdalena Höcherl