-Die schlimmste Zeit für Allergiker hat begonnen. Wieso ausgerechnet jetzt?
„Wir rechnen in ganz Deutschland mit einem massiven Pollenflug bei der Birke“, sagt Meteorologe Thomas Dümmel. Durch die kalten Wochen im Februar und März habe sich die Blüte verzögert. Nun aber stehe eine kleine Explosion bevor. „Und zwar bei allen Birken gleichzeitig – egal, ob an sonnigen oder schattigen Standorten.“ Birken können pro Kubikmeter Luft tausende Pollen freisetzen. In der Regel seien es auf diesem kleinen Raum 3000 bis 5000 Pollen, sagt Dümmel. Sehr schlecht für Allergiker sei trockenes und windiges Wetter: Dann fliegen Pollen besonders gut. Die Birke blüht 20 bis 25 Tage lang.
-Wie äußert sich Heuschnupfen?
„Typische Symptome sind: Nasenlaufen, Niesanfälle, Behinderung der Nasenatmung, tränende, gerötete, brennende oder juckende Augen, angeschwollene Augenlider sowie Jucken und Kitzeln im Nasen-Rachen-Bereich“, heißt es bei der Techniker Krankenkasse (TK). Häufig hätten Betroffene auch mit Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen zu kämpfen. Daneben seien Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie Blähungen oder Durchfälle möglich. „Diese treten vor allem dann auf, wenn Pollen verschluckt werden.“
-Kann die Allergie auch gefährlich werden?
Ja! Denn es besteht das Risiko, dass die Krankheit nicht auf die oberen Atemwege beschränkt bleibt. Bei etwa 30 bis 40 Prozent der Erkrankten greift sie auch auf die tieferen Atemwege über, also die Bronchien. Die Folge: Es entsteht ein allergisches „Asthma bronchiale“. Essenziell ist daher eine frühzeitige Behandlung. Experten raten: Wer erstmals Heuschnupfen-Symptome verspürt, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen.
-Wie wird die Erkrankung behandelt?
Das hängt maßgeblich von der Schwere ab. Vorbeugend, bevor sich also die ersten Symptome zeigen, kann eine Behandlung mit der Arznei „Dinatrium cromoglycicum“ helfen, heißt es bei der „Pollenstiftung“. Leidet jemand „nur“ unter leichtem Heuschnupfen genügen auch oft schon rezeptfreie Augentropfen und Nasensprays. Wer stärker betroffen ist, greift auf sogenannte Antihistaminika zurück: Sie hemmen den Botenstoff Histamin, der in unserem Körper die typischen allergischen Reaktionen hervorruft. Wer die Ursache bei der Wurzel packen will, sollte eine sogenannte Hyposensibilisierung in Betracht ziehen (konkrete Informationen zur Hilfe bei Heuschnupfen: siehe auch Randspalte).
-Viele Heuschnupfengeplagte leiden unter „Kreuzallergien“. Was bedeutet das konkret?
Mehr als die Hälfte aller Pollenallergiker reagieren auch auf Nahrungsmittel; diese enthalten Allergene, die denen der Pollen ähneln. „Zu den typischen Symptomen – etwa nach dem Verzehr eines rohen Apfels – gehören Kribbeln und Juckreiz bis hin zu Schwellungen der Mund- und Rachenschleimhäute“, heißt es bei der TK. Zudem könnten auch Magen-, Darm-, Haut- oder Kreislaufbeschwerden auftreten. Im schlimmsten Fall komme es zu einem anaphylaktischen Schock – also zu einer allergischen Extremreaktion unseres Körpers, die innerhalb kurzer Zeit lebensgefährlich werden kann.
-Woher weiß ich, ob ich eine Kreuzallergie habe?
Das kann man – etwa beim Hautarzt – testen lassen. Grundsätzlich gilt: Wer auf Frühblüher reagiert, verträgt hauptsächlich keine Haselnüsse, rohes Kern- und Steinobst oder Kiwi. Beifuß gilt als Leitallergen für Kräuter- und Gewürzallergien, am häufigsten ist übrigens eine Kreuzreaktion auf Sellerie. Gleichzeitig sind meist auch andere Gemüse und Gewürze wie rohe Karotte, rohe Tomate, Anis, Koriander, Kümmel, Curry und Chilipfeffer unverträglich. Bei Gräser- oder Getreidepollenallergikern können Reaktionen auf rohe Tomate, Melone und Erdnuss auftreten.
-Sind diese Lebensmittel dann absolut tabu?
Nein. „Nicht immer ist ein ganzjähriger Verzicht auf zum Beispiel rohes Obst nötig“, heißt es bei der TK. Viele pflanzliche Nahrungsmittelallergene seien hitzelabil und somit in gekochter Nahrung verträglich. Allergiker sollten sich am besten individuell bei Ernährungsexperten beraten – und sich einen Ernährungsplan aufstellen lassen.
Zusammengefasst von Barbara Nazarewska