Klaus Voormann war der Erste, der seinen Echo zurückgegeben hat. Der 79-jährige Grafiker und Musiker, Wegbegleiter der Beatles, lebt am Starnberger See.
Wussten Sie, was bei der Gala auf Sie zukommt?
Nein! Ich bin seit vielen Jahren aus dem Musikbusiness total raus. Weder ich noch meine Frau wussten, wer nominiert war, noch kannten wir die Namen der beiden Rapper und ihre Musik.
Sie haben sich vor der Entscheidung, Ihren Echo zurückzugeben, bewusst Zeit gelassen…
Um ein Urteil zu fällen, muss man wissen, worum es geht. Campinos mutige Rede hat mir zwar verdeutlicht, dass da irgendwas passiert sein muss, aber so ganz klar war mir das alles noch nicht. Ich wollte selbst den kompletten Text lesen und habe mir dann auch noch weitere Songs näher angesehen.
Sollten mehr Künstler Ihrem Beispiel folgen?
Mir geht es weniger darum, dass alle ihre Echos wieder abliefern. Vielmehr wäre es wichtig, dass sich auch aus der Riege der jungen Künstler welche melden und das Feld nicht nur uns Alten überlassen. Es war für mich wichtig, ein Zeichen gegenüber den Verantwortlichen zu setzen – besonders dem Echo-Ethikrat, aber auch dem Fernsehsender Vox. Abgesehen davon haben mittlerweile einige Künstler reagiert. Mein Freund Marius Müller-Westernhagen schickt ja gleich seine ganze Kolonie zurück.
Sie plädieren dafür, Rap und Hip-Hop nicht pauschal zu verurteilen…
Wie so oft schmeißen viele alles in einen Topf. Es gibt sehr gute Hip-Hop-Interpreten. Man muss differenzieren zwischen der Kunstform Rap oder Hip-Hop und der – mittlerweile leider starken – Präsenz der gewaltverherrlichenden und menschenverachtenden Sektion.
Was sagt es über unser Land, wenn die CD von Bang und Kollegah zu den meistverkauften gehört?
Diese Tendenz ist leider nicht nur in Deutschland zu bemerken. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Jetzt auf zwei entgleisten Rappern herumzuhacken, ist scheinheilig. Ich kann mich da nur Marius’ Aussage anschließen: „Es geht im Kern um den Zerfall einer Gesellschaft, der zunehmend der innere moralische Kompass abhandenkommt.“ Mein Vorwurf gilt allen Verantwortlichen, die dies des Mammons wegen unterstützen. Dazu zählen nicht nur die Verantwortlichen dieser Verleihung, sondern die gesamte Profitgier-Maschinerie.
Interview: Michael Schleicher.